Der Schriftsteller Alexandre Dumas hatte einen berühmten Vater, dessen ungewöhnliche Karriere nicht nur durch die Berühmtheit seines Sohnes und Enkels in Vergessenheit geriet.
Alexandre Dumas Großvater war der Adelige Alexandre Antoine Davy de la Pailleterie, der zu seinem vermögenden jüngeren Bruder nach Saint-Domingue floh, wo Sklaven unter der brutalen Hand ihrer Aufseher die weltweit größte Menge an Zucker produzierten. Alexandre Dumas Vater, Thomas-Alexandre, wurde am 25. März 1762 als Sklave geboren, weil seine Mutter, Marie Cessette, eine schwarze Sklavin war. Nach insgesamt dreißig Jahren auf der Insel Saint-Domingue wurde das Leben für Alexandre Dumas Großvater so unsicher, dass er zurück nach Frankreich floh, um sein Erbe als ältester Sohn in Empfang zu nehmen. Danach holte er nur seinen Lieblingssohn Thomas-Alexandre nach, der durch das Betreten französischen Bodens automatisch ein freier Mann wurde. Wie die anderen adeligen jungen Männer lebte Thomas-Alexandre in Luxus und genoss die Bildung seines neuen Standes. Geldausgeben und Protzen wurde recht schnell zu einem Wettbewerb zwischen seinem Vater und ihm. Im Laufe der Jahre wurde Thomas-Alexandre ein herausragender Fechter und Reiter, der zugleich durch seine Körpergröße, seine Attraktivität und seine große Kraft aus der Menge hervor stach. Das angenehme Leben, in dem immer wieder rassistische Angriffe stattfanden, hätte so weiter gehen können, wäre da nicht der Streit mit seinem Vater gewesen. Thomas-Alexandre beschloss während der Französischen Revolution für seine Rechte als freier Schwarzer zu kämpfen und wurde einfacher Soldat unter dem Namen Alex Dumas. Für ein Offizierspatent fehlte ihm schlicht das nötige Geld. Trotzdem gelang es ihm mit viel Mut, Umsicht und erfolgreichen Kämpfen an der Front Karriere zu machen, so dass er im Alter von 35 Jahren General wurde. Unter Bonapartes Befehl kämpfte er zusammen mit 40.000 Soldaten in Ägypten, wo unter dem Deckmantel der Revolution ein großer Beutezug begann. Doch der Krieg entwickelte sich zu einem Fiasko und führte zu heftigen Auseinandersetzungen zwischen Bonaparte und Alex Dumas. Gesundheitlich angeschlagen durfte der schwarze General vorzeitig auf eigene Kosten zurück nach Frankreich reisen. Das kaum noch seetaugliche Schiff musste jedoch nach heftigem Unwetter auf halber Strecke an der Küste Italiens vor Anker gehen. Zu diesem Zeitpunkt hatten sich die politischen Verhältnisse geändert. Gerade wurden in Süditalien die Anhänger der Revolution umgebracht. Allein die auferzwungene Quarantäne wegen einer möglichen Pest rettete vorerst das Leben der 120 Passagiere sowie der Besatzung. Danach litten sie im Gefängnis unter Misshandlungen, Raub und Giftanschlägen.
Der Autor Tom Reiss erhielt 2013 für sein Buch „Der schwarze General“ den Pulitzer Preis. Selten wurde so kenntnis- und spannungsreich über die Kehrseite der Französischen Revolution geschrieben. Die in jeder Hinsicht bereichernde Lektüre ist absolut empfehlenswert!
Tom Reiss: Der schwarze General: Das Leben des wahren Grafen von Monte Christo.
dtv, September 2014.
544 Seiten, Taschenbuch, 12,90 Euro.
Diese Rezension wurde verfasst von Sabine Bovenkerk-Müller.