Catherine Ryan Howard: The Nothing Man

Nachts dringt er in einige Häuser im Landkreis Cork ein. Unbemerkt beobachtet er seine zukünftigen Opfer, spielt seine Machtspielchen, um schließlich die Frauen zu vergewaltigen und teilweise zu ermorden. Eve überlebt im Alter von zwölf Jahren die Mordserie und verliert dabei Mutter, Vater und ihre kleine Schwester Anna. Danach verlieren sich die wenigen Spuren des Mörders im Nichts.

Die irische Presse nennt ihn The Nothing Man. Das Rätsel über seine Identität ruht fast zwanzig Jahre, bis Eve ein Wagnis eingeht. Sie schreibt über seine Opfer ein Buch. Und sie kündigt sowohl in ihrem Buch als auch in der Presse an, in Kürze die Identität des Mörders ihrer Familie bekanntzugeben. Sie glaubt, wenn möglichst viele Sesseldetektive ihr Buch läsen, dann würden die fehlenden Spuren ein konkretes Bild zusammensetzen, und The Nothing Man bekäme ein Gesicht und einen Namen.

Die Irin Catherine Ryan Howard wurde in Cork geboren. Sie lebt in Dublin und schreibt fesselnde Thriller. Ihr aktuelles Buch hat in ihrem Land zu Recht die Bestsellerliste erobert Weiterlesen

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Judith Fanto: Viktor

Der Name Viktor steht für Sieger. Viele Jahrzehnte hat seine Familie dies ausgeblendet. Denn viel zu schmerzlich sind ihre Erinnerungen. Und als Geertje 1975 zur Welt kommt, steht sie vor einer Wand des Schweigens. Sie lernt, still zu sein, nicht zu fragen und genau zuzuhören. Doch je älter sie wird, um so drängender wird der Wunsch, mehr über ihre Familie und Viktor zu erfahren. Die Suche nach der Wahrheit und der eigenen Identität entwickelt sich für sie zu einer Obsession. Geertje, die als junge Erwachsene Judith heißen will, kann nicht anders. Sie muss die Wahrheit wissen.

In ihrem preisgekrönten Debüt, übersetzt aus dem Niederländischen von Eva Schweikart, erzählt Judith Fanto, wie tiefgreifend und zugleich nachhaltig der Nationalsozialismus Kultur und jüdisches Leben zerstört hat. Vor dem Hintergrund ihrer eigenen Familiengeschichte beschreibt sie, wie in Wien die Familie Rosenbaum immer mehr Ungerechtigkeit und Ausgrenzung erfährt.  Nach dem Ersten Weltkrieg lebt die Familie in begüterten Verhältnissen. Anton, der Patriarch, lebt als erfolgreicher Anwalt seine Vorstellungen von Recht und Unrecht seinem ältesten Sohn Viktor vor. Gleichzeitig zelebriert er wie alle anderen Familienmitglieder Mahlers Musik. Diese Hingabe zum jüdischen Komponisten bestimmt das Familienleben so stark, dass sie in allem Bezüge zu seiner Biografie herstellen. Gleich zu Beginn des Romans berichtet die Ich-Erzählerin Geertje: „Meine Großmutter wurde an dem Tag geboren, an dem Gustav Mahler starb.“ (S. 13) Weiterlesen

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Andreas Winkelmann: Die Karte

Der erfahrene Kommissar Jens Kerner befindet sich an einem Punkt, an dem seine Arbeit eine Bürde geworden ist. Dies liegt auch an der Kollegin, die seit einer Weile wegen Krankheit fehlt. Schaut er auf sein Leben zurück, blickt er auf zwei gescheiterte Ehen, eine leere Wohnung, ein leeres Leben.

Was macht ein Kommissar, der keine Leichen mehr sehen kann und aktuell einen brutalen Serienmörder fangen muss?

Andreas Winkelmann gehört zu den erfolgreichen Thrillerautoren. Er schreibt als überzeugter Naturliebhaber und „Outdoorfreak“ ebenfalls Sachbücher. Während in seinen Thrillern das Perfide, Brutale auf die eine oder andere Weise gestoppt wird, lebt er privat mit seiner Familie zurückgezogen in einem alten, in seinen Augen gruseligen Bauernhof, weit weg von anderen Menschen.

In seinem aktuellen Thriller geht es nur vordergründig um die Ermordung schöner selbstbewusster junger Frauen in der Hansestadt Hamburg. Seine verschiedenen Protagonisten zeigen sich von ihrer menschlichen Seite. Sie treiben Sport, pflegen in den sozialen Medien Freundschaften, zweifeln, haben Angst und machen Fehler. Mal reflektieren sie ihr Handeln und versuchen aus ihrem verhängnisvollen Kreislauf auszubrechen oder sie stolpern, bis sie am Boden liegen. Insbesondere der ermittelnde Kerner erfährt sehr schnell, dass jede seiner Entscheidungen Folgen haben wird, manche kommen ohne Vorankündigung wie ein Faustschlag. Weiterlesen

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Kara McDowell: One Way or Another

Die siebzehnjährige Paige ist schon lange in Fitz verliebt. Vor ein paar Jahren lernte sie ihn in der Schule kennen und schätzen. Heute sind sie beste Freunde. Inzwischen ist Fitz größer als sie und präsentiert ihr immer wieder eine neue Freundin. Für Paige ist dieser häufige Wechsel schmerzhaft. Einerseits möchte sie von ihm geliebt werden, und gleichzeitig hat sie Angst, ihren besten Freund zu verlieren. Soll sie sich ihm offenbaren oder lieber nicht? Und was wäre, wenn sie, als die nächste neue Freundin, nach kurzer Zeit ebenfalls eine der vielen Exfreundinnen würde? Für die Beantwortung dieser Fragen braucht Paige Hilfe.

Die Autorin Kara McDowell lebte wie Paige in der Wüste. In ihrer Danksagung schreibt sie, die Geschichte von Paige sei ihre Persönlichste, weil ihr Romantikerherz mit dem Hang zu Angstzuständen Regie führe.

Auch Paige hat Ängste, und zwar viel mehr als ein einzelner Mensch ertragen kann. Es fällt ihr unendlich schwer, Entscheidungen zu treffen. Ohne dass sie es will, startet in ihrem Kopf ein Prozess, bei dem nur die schlimmsten Folgen aufgezählt werden. Weiterlesen

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Yukiko Motoya: Die einsame Bodybuilderin: Storys

Elf Geschichten von Yukiko Motoya, übersetzt aus dem Japanischen von Ursula Gräfe, erzählen scheinbar normale Alltagsgeschichten, die recht schnell ins Mysteriöse, Bizarre oder Mythologische abdriften. Im Zentrum stehen unterschiedliche Frauen, die aus der traditionellen Frauenrolle ausbrechen.

In der Geschichte Q & A erklärt die altgewordene Q, wie sie im Laufe ihres erfolgreichen Berufslebens mit ihren Reizen gespielt hat. Irgendwann käme die Zeit, in der man sich nur mit Widerwillen an solche Bemühungen um Sexappeal erinnere. „Glauben Sie mir!“ (S. 189)

Die Reduzierung auf ihr Äußeres bringt die Frauen in der Geschichte Freundinnen so sehr in Rage, dass sie sich mit ihren Männern duellieren. Es gilt den Spagat zwischen Gefallenwollen und Authentizität zu schaffen. Auf der einen Seite suchen die unterschiedlichen Ich-Erzählerinnen ihr wahres Ich, und auf der anderen Seite sind sie in der Ehe Prozessen der Veränderung ausgesetzt. Diese Veränderungen treten dann nach außen und schaffen zwischen den Partnern mitunter ungewollt Gemeinsamkeiten, wo es vorher eine klare Trennung gab. Weiterlesen

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Francis Nenik: E. oder Die Insel

Ein namenloser Mann hängt auf einer kleinen Insel unweit des Flussufers fest. Von dort kann er heimlich das Pfarrhaus beobachten, in dem seine Frau und drei Kinder auf ihn warten müssten. Aber sie warten nicht auf ihn. Etwas Unerwartetes ist geschehen. Denn sie sind abends vom Esstisch aufgestanden und haben abrupt das Haus verlassen.

Er beschließt, auf der Insel zu warten, während der Zweite Weltkrieg in die heiße Endphase geht. Von Westen rücken die Amerikaner an, von Osten die Russen. Der Erzähler glaubt, dass seine Familie wegen ihm Repressalien erleiden könnte. Fragen und Vorsicht verbieten ihm, im Pfarrhaus auf seine Familie zu warten. Und während er das Kommen und Gehen im Dorf durch ein Opernglas beobachtet, spekuliert er, was mit seinen Angehörigen passiert sein könnte und ob sie vielleicht wieder auftauchen. Nur eines weiß er mit Sicherheit: Das Ende des Krieges und der Feind werden bald da sein.

Francis Nenik gehört zu den vielseitigen Schriftstellern in Deutschland, die einen fundiert recherchierten Hintergrund in sprachlich ausgefeilten Texten verarbeiten. 2021 erhält er den Anna Seghers-Preis. In seinem aktuellen Roman E. oder die Insel geht es um die Abgründe der deutschen Gesellschaft, die unter der brutalen Herrschaft der Nationalsozialisten unzählige Opfer duldet. Weiterlesen

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Rebecca Maria Salentin: Klub Drushba

Auf einem Schild las die Autorin Rebecca Maria Salentin, dass sie gerade auf dem EB, dem Fernwanderweg Eisenach – Budapest, stand. Die Wahlleipzigerin war sofort begeistert und beschloss ihren vierzigsten Geburtstag auf ihm zu erleben. Sie nennt diese Idee eine Wutzidee, ein Begriff für ein absurdes Vorhaben. Für ihre Freunde muss es so geklungen haben, denn sie kennen ihre Rebecca: unsportlich, ängstlich in Wäldern und bei Gewitter. Wandern mag sie nicht und bergauf schon einmal gar nicht.

Viele Berge liegen auf ihrem Weg, manche Strecken sind nur kletternd zu überwinden. Gewitter, Starkregen, Schnee, Hitze und Trockenheit sind zeitweise ihre Begleiter aber auch unberührte Natur und geschundene Füße. Freunde kommen und begleiten sie für ein paar Tage. Oft wandert sie alleine, reflektiert, was war gut, was weniger und die schwierigste Frage überhaupt, was soll aus ihrem Leben werden? Denn am Tag ihrer Abreise liegt ihre gesamte Existenz buchstäblich in Scherben. Alles, was sie besitzt, trägt sie im Rucksack. Für die nächsten Monate heißt die Devise, Flucht nach vorn, alles auf Anfang setzen.

„Ich wollte also mutterseelenallein unberührte Natur durchschreiten und dort zelten, wo Braunbären und Wolfsrudel leben.“ (S. 24) Weiterlesen

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Anne Stern: Fräulein Gold: Der Himmel über der Stadt

Hulda Gold hat mit Ende zwanzig ein Alter erreicht, in dem die meisten Frauen in einer Ehe mit Kindern angekommen sind. Im Juli 1924 genießt die Berlinerin nicht nur den Sommer. Endlich verfügt sie dank ihrer neuen Stelle über ein regelmäßiges Einkommen. Doch dieser monetäre Vorteil wiegt die Nachteile kaum auf. Abgesehen von dem höheren Arbeitspensum in der Frauenklinik darf die routinierte Hebamme nur zusehen, wie Ärzte und Praktikanten die Geburt begleiten. Auch wenn ihr die Entscheidungen der Oberärzte nicht immer gefallen, weil sie zu Lasten von Mutter und Kind gehen, muss sie ihre Weisungen akzeptieren.

Ihr niedriger Rang in der Krankenhaushierarchie passt so gar nicht zu Huldas eigenständigem Denken und Handeln. Viel zu schnell begreift sie, dass sie ihre Freiheiten als selbständige Hebamme für ein besseres Gehalt verkauft hat.

Anne Stern hat mit ihrem dritten Roman über Fräulein Gold wieder eine spannende und informative Unterhaltung gezaubert. Ihrem Thema Frauenrechte ist sie treu geblieben. An vielen Beispielen zeigt sie, wie verheiratete Frauen ihre Entscheidungsfreiheit abgegeben haben, während alleinstehende Frauen um gesellschaftliche Anerkennung kämpfen. Weiterlesen

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Safia Monney: Ich traf Gott und Sie heißt Miranda

Maike Sander ist eine anerkannte Wissenschaftlerin in der Genforschung. Trotzdem hat sie gerade keine gute Zeit, denn ihr Forschungsauftrag läuft aus und scheitert nicht nur am fehlenden Geld, sondern auch an Ergebnissen. Könnte sie die Uhr zurückdrehen, hätte sie nie für ihren Kollegen und Liebhaber Matthias recherchiert. Sie hätte die Zeit für ihre eigene Forschung genutzt.

Kurz vor Weihnachten erfährt sie von Matthias Veröffentlichung in einer renommierten Fachzeitschrift. Die Publikation über seinen Erfolg hat nur einen Schönheitsfehler. Maikes Name fehlt in seinem Artikel. Während er sich erneut Forschungsgelder sichert, geht Maike leer aus.

Am gleichen Tag ist sie zu einer Taufe eingeladen, wo sie unter anderem Mirandas Weg kreuzt. Die selbstbewusste Frau, der Konventionen völlig egal sind, beginnt sofort Maikes Leben umzukrempeln. Miranda nimmt sich auch sonst jede Freiheit, denn sie ist Gott höchst persönlich. Und Gott hat für Maike einen heiklen Auftrag.

In ihrem dritten Roman thematisiert die Schriftstellerin und Drehbuchautorin Safia Monney die Facetten der Weiblichkeit, in dem sie mit Klischees spielt und dies auf die Spitze treibt. Wie der Titel es schon verrät, nimmt die Autorin auch christliche Vorstellungen auseinander. Das Rollenbild zwischen Mann und Frau überträgt sie auch auf Gott und den Teufel, der gerade unter Liebeskummer und Eifersucht leidet. Weiterlesen

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Mia Couto: Asche und Sand

Der Autor Mia Couto ist der Sohn portugiesischer Einwanderer in Mosambik. Nach seiner Karriere als Journalist und Chefredakteur zählt er heute zu den bemerkenswerten Schriftstellern im portugiesischsprachigen Afrika. Seit 1983 veröffentlicht er Prosa und Lyrik und erhielt einige Literaturpreise. Sein Werk Asche und Sand ist der Folgeband zu seinem Roman Imani, der die Entwurzelung eines Mädchens von ihrer Sprache und Tradition zeigt. Schon als Kind lernt sie bei den Missionaren verschiedene Sprachen sowie das Lesen und Schreiben auf Portugiesisch. Imani erwirbt Fertigkeiten, die sie zu einer Gelehrten machen könnten, wenn nicht der geringe Rang als Mädchen in ihrem Volk wäre. Ein nach unten gerichteter Blick und bedingungsloser Gehorsam passen nicht zu einer Fünfzehnjährigen, die zwischen den Stammesführern und portugiesischen Befehlshabern dolmetschen soll. 1895 herrscht in Mosambik ein scheinbar ewiger Krieg, in dem nun auch Portugal als Kolonialmacht mitmischt und gegen die siegreiche Armee des Königs von Gaza kämpft.

Der fulminante Roman Asche und Sand, übersetzt von Karin von Schweder-Schreiner, beschreibt den geschichtsträchtigen Wendepunkt von Mosambik. Die wichtigen Ereignisse erlebt Imani direkt als Zeugin von Gewalt oder Dolmetscherin. Andere Ereignisse werden ihr in Briefen berichtet. Auf diese Weise wird sie das Bindeglied einer breit angelegten Geschichte der Zerstörung, in der alle Beteiligten verlieren. Doch die Erkenntnis kommt zu spät. Weiterlesen

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