Svenja K. Buchner: Bis die Zeit verschwimmt

Für die 15-jährige Helene bricht eine Welt zusammen, als sie erfährt, dass ihre beste Freundin Cassie bei dem Attentat in der Schule gestorben ist. Sie wurde einfach von einem ehemaligen Schüler der Schule erschossen. Und nun ist nichts mehr wie vorher. Helene hört nur noch laute Musik, isst nichts und ihre Eltern wollen sie zu einer Psychotante schicken, die ihr helfen soll. Aber wie kann ihr sowas helfen? Nur eins könnte ihr helfen: Wenn sie weiß, dass Cassie nicht willkürlich gestorben ist, dass der Täter ein Motiv hatte und keines der Opfer zufällig starb. Deswegen will Helene auf eigene Faust herausfinden, ob es zwischen dem Täter und seinen Opfern eine Verbindung gab. Ihr Kumpel Erik ist davon wenig begeistert und möchte die Sache lieber ruhen lassen.

„Peter Damm.
Nur neun Buchstaben.
Die meine Welt zerstört haben.“
(Zitat Drei: Peter D.)

Helene ist schließlich wie besessen davon, eine Verbindung zwischen den Opfern – acht Schülern und Schülerinnen, einem Lehrer – und dem ehemaligen Schüler der Schule zu finden. Als sie auf leichte Verbindungen zwischen Peter und einem der Opfer trifft, schöpft sie Hoffnung. Auch Cassies Tod muss eine Bedeutung gehabt haben. Doch Helene verrennt sich zusehends in der Idee, vergisst, dass auch ihr Kumpel Erik mit Cassie eine ihm sehr wichtige Person verloren hat. Weiterlesen

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Oliver Pötzsch: Faustus 02: Der Lehrmeister

Herbst, 1518: Vor sechs Jahren ist Johann Georg Faustus aus Nürnberg verschwunden. In den letzten Jahren war Faustus nicht sesshaft und ist mit Karl Wagner und Greta, der Tochter seiner verstorbenen Jugendliebe Margarete, als Zauberer und Gaukler durch das Land gezogen. Nie konnte er länger an einem Ort bleiben, denn sein ehemaliger Lehrmeister Tonio suchte ihn im ganzen Land. Doch auch andere Menschen werden auf Faustus aufmerksam, als das Gerücht aufkommt, dass er in der Lage sei, Gold herzustellen. Es beginnt eine Jagd durch das ganze Land …

Oliver Pötzschs „Der Lehrmeister“ ist der zweite Teil seiner Dilogie um „Die Geschichte des Johann Georg Faustus“. Der erste Band „Der Spielmann“ erschien im Herbst 2018 ebenfalls bei List. Zusammen umfassen die beiden Bände fast 1600 Seiten. Kaum zu glauben, dass man trotz der schieren Menge an Text vergeblich nach Längen sucht. Wie der erste Band ist auch „Der Lehrmeister“ durchweg interessant und spannend.

Der Geschichte wohnt eine ganz besondere Atmosphäre innen und innerhalb weniger Seiten hat man bereits das Gefühl, selbst ein Teil der Geschichte zu sein und viele der Erlebnisse am eigenen Leib zu erfahren. Weiterlesen

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Esther Schmidt: Die Chroniken der Wälder 01: Das Erwachen der Hüterin

Das Leben des jungen Daric ist so gut wie vorbei. Er wurde des Mordes schuldig gesprochen und trägt nun einen Argkhansreif um den Hals, mit dem er außerhalb der Arena niemanden angreifen kann. Mit seinem Meister zieht er durchs Land und muss in den Arenen der Städte immer wieder seinen Mann stehen und um sein Leben kämpfen. Doch in dieser Nacht ist alles anders. Die Reisegruppe, in der er sich befindet, wird von Ghulen angegriffen und er kann nur mit dem Leben davonkommen, weil ihm eine Elynn, eine Elfe, hilft. Aroanída, die er schon bald wegen des komplizierten Namens Aroa nennt, und Daric sind nun aufeinander angewiesen. Denn die Gegend ist unwirtlich und weitere Ghule hoffen auf Beute. Nur gemeinsam können Daric und Aroa diese Aufgabe bestehen.

Anfangs ist das Duo aus Mensch und Elynn sehr gut gewählt. Aroa kämpft nicht, weil Elynn dies nie tun, Daric kann aufgrund des Argkhansreif nicht kämpfen. Jedes Mal wenn er jemandem körperlich schaden will, zieht sich der Reif um seinen Hals zusammen und schnürt ihm die Luft ab. Eindrücklich beschreibt er etwa zu Beginn der gemeinsamen Reise in seinen Gedanken, wie es war, das erste Mal zu töten. „Ein Menschenleben beenden – er hatte gemeint, selbst sterben zu müssen. Doch sein Herz war nicht stehen geblieben, die Welt war nicht zerbrochen. Keine Strafe der Götter – stattdessen ein zufriedenes Nicken seines Herrn.“ (Zitat 1. Teil, Kapitel 4). Daric wird bereits in den ersten Kapiteln sehr gut beleuchtet und man bekommt eine Idee davon, was seine Beweggründe sein könnten. Weiterlesen

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Niklas Natt och Dag: 1794

St. Barthelemy, 1793: Der junge Erik Drei Rosen wurde von seinem Vater ins Exil geschickt und soll in der schwedischen Kronkolonie, die sich in der Karibik befindet, abgelenkt werden. Denn zu Hause in Schweden hatte er sich als Adeliger in die Tochter eines der Bediensteten verliebt. Bis zu seiner Volljährigkeit soll Erik auf St. Barthelemy verbringen, dann darf er selbst entscheiden, was er tut. Doch der Tod des Vaters kommt dazwischen und unverhofft kann Erik mit Hilfe seines Gönners Tycho Ceton  frühzeitig nach Schweden zurückzukehren, sein Erbe anzutreten und sein große Liebe Linnea Charlotta Colling zu heiraten. Doch in der Hochzeitsnacht kommt es zu einem schrecklichen Unglück und die junge Braut ist am Morgen nicht nur blutüberströmt, sondern auch maustot.

In Stockholm im Jahre 1794 setzt dann die Haupthandlung ein. Die Witwe Colling – ihr Mann verstarb über der Sorge um die tote Tochter – sucht Jean Michael Cardells Hilfe im Zusammenhang mit Linneas Tod. Sie glaubt einfach nicht, dass ihre Tochter in der Hochzeitsnacht in den Wald verschwunden sei und dort von einem Rudel Wölfe angefallen wurde. Cardell hat anfangs kein Interesse an dem Fall. Sein alter Partner Cecil Winge ist erst vor kurzem gestorben und mit solchen Kriminalgeschichten möchte er eigentlich nichts zu tun haben. Dann hat er eine seltsame Begegnung, es ist fast, als sei Cecil wieder am Leben! Denn er steht dessen Bruder Emil Winge gegenüber, der ihm fast wie aus dem Gesicht geschnitten ist. Doch Emil jagen schlimme Geister und er kann kaum für sich selbst sorgen. Dennoch nehmen die beiden schließlich den Auftrag der Witwe Colling an. Weiterlesen

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George Saunders: Fuchs 8

Fuchs 8 zog es schon immer in die Nähe der Menschen. Abend lang hat er durch ein Fenster beobachtet, wie eine Menschenmutter ihr Junges zu Bett brachte und ihm Geschichten vorlas. Dadurch hat er nach und nach. Nun kann er lesen, die Menschen verstehen und kommunizieren. Doch als ein Schild im Fuchswald aufgestellt wird, steht seine Welt dennoch Kopf. Schon bald tauchen große Fahrzeuge im Wald auf und die Füchse verstehen nicht, was los ist. Fuchs 8 sieht seine Chance gekommen, den Menschen nahe zu bringen, um was es wirklich geht.

George Saunders hat ein kleines, nur knapp über 50 Seiten starkes Werk geschaffen.  Es ähnelt in Zügen einer Fabel, ist aber doch ganz anders. Ein junger Fuchs lernt die Menschensprache und richtet sich dann direkt an seine Leser und Leserinnen. Im Mittelpunkt stehen Naturschutz und Respekt vor der Schöpfung. Der Schreibstil ist ebenfalls sehr besonders, wenn auch anfänglich gewöhnungsbedürftig, wenn mit der Rechtschreibung hat es Fuchs 8 nicht ganz so. Das macht ihn aber umso sympathischer.

Ein sehr gutes, kurzes Buch über wichtige Themen unserer Gesellschaft!

George Saunders: Fuchs 8.
Luchterhand Literaturverlag, Oktober 2019.
56 Seiten, Gebundene Ausgabe, 12,00 Euro.

Diese Rezension wurde verfasst von Janine Gimbel.

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Ava Reed: Die Stille meiner Worte

Seit Hannahs Zwillingsschwester Izzy gestorben ist, schweigt Hannah beharrlich. Sie hat einfach keine Worte für diese Tragödie und kommt sich vor wie ein Fahrrad mit nur einem Reifen. Izzy war immer ihr Halt und ihr Mut. Sie ist für die beiden eingestanden. Jetzt ergreift niemand mehr Partei für Hannah. Ihre Eltern haben noch immer einander, doch Hannah hat niemanden. Ratlos beschließen die Eltern, Hannah auf das Sankt Anna-Internat zu geben, einem Ort, an dem Jugendliche mit traumatischen Erfahrungen in der Natur zur Ruhe kommen können. Hannah kommt sich vor den Kopf gestoßen vor. Jetzt schicken sie sie sogar noch weg!

Ava Reed (ihres Zeichens deutsche Autorin und Jahrgang 1987) ist eine dieser Autorinnen mit Sätzen, die einem im Gedächtnis bleiben. Auch bezüglich Hannah trifft sie den Nagel mehr als einmal auf den Kopf. Bezüglich der Situation mit ihren Eltern konstatiert Hannah: „Ich bin das dritte Rad, das zu viel ist an einem Fahrrad und zu wenig hergibt für ein Auto. Ich bin das Eis in der Antarktis, der Sand in der Wüste […] Ich bin etwas, das schon da ist. Sie brauchen mich nicht.“ (Zitat Kapitel 3) Weiterlesen

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Barbara Kunrath: Geteilt durch zwei

Als die 40-jährige Nadja in einer Radiosendung die Stimme einer Steuerberaterin hört, kann sie ihren Ohren kaum trauen: Die Frau klingt haargenau wie sie und ihre Tochter Lena! Nadja meldet sich bei dem Sender und darf zu Pia Kontakt aufnehmen und tatsächlich stellt sich Pia als ihre Zwillingsschwester heraus. Bei wurde von verschiedenen Familien adoptiert und um ihre leiblichen Eltern ranken sich viele Geheimnisse. Gemeinsam begeben sich die beiden Frauen auf die Suche nach ihren Wurzeln und stellen bald fest, dass es um viel mehr geht als um diese.

Zu Beginn des Romans lernt man eine Nadja kennen, der ein Stück ihrer eigenen Persönlichkeit fehlt. Schon immer fühlte sie sich seltsam leer und auf der Suche nach etwas, ohne genau zu wissen, worum es sich dabei handelt. „Ich war ein Zwilling.“, stellt sie dann bald nach Beginn des Romans fest, „Etwas Halbes. Ein Teil von einem Ganzen. Ich allein war so unvollständig, wie ich mich immer gefühlt hatte.“ (Zitat 2. Kapitel) Man spürt ihre Erleichterung, dass die Suche nach dem Unbekannten mit dem Auftauchen von Pia ein Ende hat. Wobei mir das Finden von Pia fast zu leicht ging. Nadja hört Pia in einer Radiosendung, ruft beim Sender an und darf sie schließlich kontaktieren. Und schwupps, da ist Pia! Weiterlesen

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Kester Grant: Der Hof der Wunder, gelesen von Marie Bierstedt

Paris, 1829: Nina hilft mit ihrer Schwester Azelma in der Taverne ihres Vaters. Sie hat sich an das beschwerliche Leben mit viel Arbeit und wenig Geld gewöhnt. Doch dann verkauft der Vater ihre Schwester an den Tiger, einen einflussreichen Gildenmann, der mit Menschen handelt und sie in Bordells steckt. Für Nina bricht eine Welt zusammen und unter Tränen kommt sie Azelmas Abschiedswunsch nach: Auch sie verlässt den Vater, taucht in der Stadt unter und wird bei der Gilde der Diebe vorstellig. Doch Nina schwört Rache und sinnt darauf, dem mächtigen Tiger zu schaden. Sie will alle Hebel setzen, um ihre Schwester zu retten. Wenn sie sich dafür mit dem mächtigsten Mann der Stadt anlegen muss, dann wird sie dies tun …

Kester Grant beschreibt in ihrem Debütroman ein alternatives Paris, in dem sich mächtige Menschen in Gilden formiert haben. So halten sie die Armen unter sich, rauben, brandschatzen und betreiben Menschenhandel. Nina macht sich durch ihre Schnelligkeit und ihr Talent schnell einen Namen als Katze in der Gilde der Diebe. Das Gildenleben folgt sehr vielen Regeln, die man zu Beginn der Geschichte gemeinsam mit Nina ergründet. Ein wenig schwirrt einem davon schon der Kopf, aber es hält sich noch in Grenzen. Deutlich mehr Probleme hatte ich dann mit dem Lauf der Handlung. Obwohl es sich bei dem im RandomHouse Audio-Verlag um eine gekürzte Ausgabe handelt, hatte die Handlung in meinen Augen immer mal wieder Längen. Weiterlesen

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Claire Adam: Goldkind

Peter und Paul sind 13 Jahre alt und Zwillinge. Mit ihren Eltern Clyde und Joy leben sie auf Trinidad und Tobago. Es ist nicht die allerbeste Wohngegend und vor kurzem wurde bei der Familie bereits eingebrochen. Seitdem herrscht zwischen Clyde und seinem Sohn Paul eine angespannte Stimmung. Denn Paul stellte sich vor den Angreifer und wollte sich zur Wehr setzen und somit alle in Lebensgefahr bringen. Wenige Tage später kommt Paul abends nicht nach Hause. Im Busch ist man zur Dunkelheit in den sicheren eigenen vier Wänden, doch auch um Mitternacht fehlt von dem Jungen jede Spur. Wütend geht Clyde auf die Suche nach seinem Sohn. Doch auch am Morgen ist Paul nicht wiederaufgetaucht.

„Goldkind“ ist die Geschichte einer Familie, die ganz besonderen Prüfungen ausgesetzt ist. Als Joy die Zwillinge zur Welt bringt, geht etwas schief. Peter kommt ohne Problem auf die Welt, bei Paul kommt es zu Komplikationen. Das Kind sei möglicherweise nun geistig behindert, so die Ärzte. Und es zeigt sich mit den Jahren tatsächlich, dass Paul besondere Aufmerksamkeit braucht. Er ist langsamer, schreit manchmal unvermittelt und kann nicht so einfach erzogen werden. Peter dagegen ist ein wahres Goldkind. Er bringt vom ersten Tag an die besten Noten mit nach Hause und scheint überdurchschnittlich klug. Die Welt steht ihm offen. Er könnte an jede Universität gehen. Wenn da nicht Paul wäre. Denn Paul braucht Peter, deswegen werden sie in dieselbe Klasse eingeschult, verbringen viel Zeit zusammen. Weiterlesen

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P.M. Freestone: Shadowscent 01: Die Blume der Finsternis

Die 17-jährige Rakel befindet sich zu einem Tauschhandel in Aphorai, der Hauptstadt Aramteschs, als der Kronprinz Nisai vergiftet wird. Nur ein schnell beschafftes Gegengift wäre seine Rettung. Doch der im Sterben liegende Kaiser verbietet es, dass eine Dufthüterin am Hof arbeitet, die sich mit Düften, Giften und anderen Gerüchen bestens auskennt. Rakel hat seit ihrer Geburt eine sehr feine Nase und nimmt verschiedenste Düfte mit Leichtigkeit wahr, gemeinsam mit Ash, dem Leibwächter des Ersten Prinzen Nisai, muss sie nach einem Gegengift suchen.

P.M. Freestone entwirft eine spannende Fantasy-Welt, in der diejenigen die Macht haben, die eine feine Nase besitzen. Nur ein Schluck kann töten oder das Paradies der Sinne bedeuten. Die Grenze zwischen Gut und Böse ist deshalb fast fließend und eine feine Nase kann das eigene Leben retten. Rakel ist sich ihrer Macht durchaus bewusst, in das Abenteuer mit Ash stolpert sie aber unversehens. Die beiden verbinden bis zu dem Anschlag auf Nisai nichts. Im Gegenteil: Ihre Lebenswelten könnten unterschiedlicher kaum sein. Ash ist schon immer dazu bestimmt, sein Leben für das des Ersten Prinzen zu geben. Es steht als Tattoo in ewiger Tinte auf seiner Haut und er sieht es als seine Berufung an. Rakel lebt eigentlich mit ihrem Vater außerhalb der Großstadt und ist nur manchmal in der Stadt. Ihre Mutter ist seit langem tot und nun geht es auch dem Vater nicht gut. Rakel würde alles tun, um ihn zu retten. Weiterlesen

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