Martin Lechner: Der Irrweg

Lars absolviert seinen Zivildienst in den Werkstätten der Psychiatrie Brockwinkel. Hier lebt es sich allemal besser als zu Hause mit der alkoholkranken Mutter. Dabei geht es im Brockwinkel tatsächlich reichlich verrückt zu. Oder spielen sich die Verrücktheiten teilweise nur im Kopf von Lars ab?

Die psychischen Störungen der Insassen vom Brockwinkel beeinflussen auch maßgeblich das Leben von Lars. So wird Hanna, zu der er eine besondere Beziehung hat, immer wieder ausfällig und gewalttätig ihm gegenüber. Man wird nicht recht schlau aus Hanna und Hedwig, die ein Auto anzündet, das Lars dann löscht. Auch die zwei Arbeitstherapeuten scheinen ein seltsames Spiel mit Lars zu treiben. Die Aufträge, die Lars von einem der beiden erhält,  missfallen dann dem anderen wieder.

Zwischendurch liest man immer wieder davon, wie sich Lars‘ Leben zu Hause mit seiner Mutter und in der Schule abgespielt hat. So erfährt man unter anderem von der Fürsorgepflichtvernachlässigung, die vom Jugendamt überprüft wurde oder davon, dass Lars‘ Mutter, die noch weitaus verrückter scheint als die Insassen der Psychiatrie, in einem Pflegeheim arbeitet. Auf einem Film, den die Mitschüler von Lars über das Handy verbreitet haben, ist zu sehen, wie Lars seine volltrunkene Mutter aus einer Kneipe zerrt. Weiterlesen

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Reiner Zimnik: Der Bär auf dem Motorrad

Der dicke, braune Bär, um den sich in dieser Geschichte alles dreht, lebt hinter einem Käfig vom Zirkus Rumplrad. Er ist ein gutmütiger Bär, der die Ruhe am Tag genießt. Jeden Abend hat er seinen großen Auftritt im Zirkus. Dann nämlich fährt er vor dem staunenden Publikum auf einem Motorrad dreizehnmal im Kreis herum. Der Bär freut sich, dass die Zuschauer begeistert sind von ihm und genießt seine Rolle. Schließlich ist er der einzige Bär Europas, der dieses Kunststück vorführen kann. Nachdem eines Tages ein kleiner Junge aus dem Publikum laut ruft, dass der Bär dumm sei, weil der doch nur im Kreis herumfahren könne, ärgert sich der Bär so sehr, dass er nach seinem nächsten Auftritt einfach mit dem Motorrad aus dem Zirkuszelt hinausfährt. Kreuz und quer fährt er durch die Stadt. Die Menschen draußen staunen und sind begeistert. Andere versammeln sich in den Häusern an ihren Fenstern und schauen hinaus, denn alle wollen den Motorrad fahrenden Bären in ihren Straßen sehen. Währenddessen rennen alle Zirkusleute samt dem Publikum dem Bär auf dem Motorrad hinterher. Unbeirrt fährt der Bär einfach immer weiter, so lange, bis der Tank leer ist. Jetzt ist er zufrieden. Weiterlesen

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Thommie Bayer: Das Glück meiner Mutter

Thommie Bayers Protagonist Philipp Dorn ist Autor. Auf einer Italienreise verarbeitet er das Verhältnis zu seiner verstorbenen Mutter und zu seiner letzten Lebensgefährtin Bettina.

Der Schriftsteller gönnt sich also einen Urlaub und fährt mit seinem neuen Auto, das er übrigens Joe nennt und mit dem er immer wieder mal spricht, in die Toskana, wo er sich ein Haus gemietet hat. Hier will er entspannen, hier kann er nachdenken über seine gescheiterte Beziehung zu Bettina und über seine Mutter, mit der er zum Schluss auch oft in Italien gewesen war. Oft hatte sie das Gespräch zu ihm gesucht, um über sehr Privates zu reden, was Philipp jedoch immer unangenehm gewesen war und deshalb nie hören wollte.

In der Nacht bemerkt er, dass eine Frau im Pool seines Feriendomizils badet, die sich anschließend wieder davonschleicht. Nachdem diese Szene sich in der nächsten Nacht wiederholt, legt er es darauf an und kommt mit der fremden Schönen ins Gespräch, die sich als seine Vermieterin Livia, die im Nachbarhaus wohnt, entpuppt. Es wird ein langes Gespräch, das in der darauffolgenden Zeit immer wieder aufgenommen wird. Philipp versteht sich gut mit Livia und sie erzählen sich gegenseitig aus ihrem Leben. So erfahren wir von Philipps Kindheit im Pfarrhaus, vom kühlen Verhältnis seiner Eltern zueinander, von seinem Vater, der nicht in der Lage war zu verzeihen und von seiner schönen Mutter, die letztlich ihr Glück für ihn, Philipp, geopfert hat. Weiterlesen

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Finn-Ole Heinrich & Dita Zipfel: Schlafen wie die Rüben

2020 haben die Autoren Finn-Ole Heinrich und Dita Zipfel den deutschen Jugendbuchpreis erhalten.

In diesem Bilderbuch geht es Drunter und Drüber vorm Einschlafen.

Jeder Abend bringt einhundertdrei kleine Details in der Rübenhöhle, in der Familie Rübe „wegschluumt“. Hier wird gehüpft, der Esel Olga muss geschüttelt, der Himmel gestriegelt und die Betten verdaut werden. Oder stimmt hier etwa etwas nicht? – Das Durcheinander in den Reimen wird durch die passenden witzigen Bilder pointiert. Weiterlesen

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Anna Dewdney: Lama Lama lernt teilen

Lama Lama lernt teilen ist der fünfte Band der Lama Lama-Serie. Sämtliche Titel dieser Reihe standen auf der New York Times-Bestenliste und wurden millionenfach verkauft.

Wie in den anderen Bänden geht es auch in diesem Buch um eine gängige und gleichzeitig ganz wichtige Thematik im Kleinkindalter – hier, wie der Titel schon besagt, um das Teilen von Spielsachen mit anderen Kindern:

Die neuen Nachbarn kommen zu Besuch und mit dabei ist Nelly Gnu. Während die Mütter zusammensitzen, nimmt Nelly Gnu die Spielsachen von Lama Lama unter Beschlag. Als sie sich dann auch noch das Kuscheltier von Lama Lama nimmt, ist es aus mit dem Frieden. Im Streit reißt der Arm von Kuscheltier Wuschel ab. Zum Glück kann die Mutter helfen und den Arm wieder annähen. Danach wird alles wieder gut. Lama Lama und Nelly Gnu finden nach langsamen Annäherungen zum gemeinsamen Spiel. Weiterlesen

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Saša Stanišić: Hey, hey, hey, Taxi!

Saša Stanišić kennt man gemeinhin durch seine erfolgreichen Romane. 2019 hat er mit „Herkunft“ den deutschen Buchpreis gewonnen. Nun hat er sein erstes Kinderbuch zusammen mit seinem vierjährigen Sohn geschrieben. Man merkt, dass Stanišić nah am Kind und an der kindlichen Fantasie ist. Wie sonst könnte er sich solch kuriose Geschichten wie in diesem Kinderbuch ausdenken? In seinem Vorwort (im Buch witzigerweise „Vorort“), das er an die erwachsenen Vorleser richtet, erläutert Stanišić, wie die ganzen Taxi-Geschichten entstanden sind. – Eigentlich ganz einfach, denn er erzählte sie dem Vierjährigen meist spontan. Beim Zähneputzen, beim Wandern und vorm Einschlafen. Das Schöne an diesen Geschichten ist, dass sie zum Miterzählen animieren. Für Kinder und Vorleser machen diese ungewöhnlichen Abenteuer gleichermaßen Spaß, macht man doch mit ihnen ganz unerwartete Bekanntschaften bei den Ausfahrten mit dem Taxi, bei denen alles ganz anders ist, als bislang bekannt. Weiterlesen

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Sylvie Schenk: Roman d’amour

Charlotte Moire ist im Buch Schriftstellerin und die Protagonistin. Für ihren „Roman d’amour“ hat sie einen Literaturpreis bekommen. Einen völlig unbedeutenden Preis, der zum ersten Mal verliehen wird und nur mit einem bescheidenen Geldbetrag ausgelobt ist. Zudem, so findet Charlotte, entspricht ihr Liebesroman gar nicht den Kriterien dieses Preises.  Dennoch freut sie sich darüber und reist über sechshundert Kilometer weit auf eine Nordseeinsel zur Preisverleihung. Vorab soll sie dort ein Interview mit einer Journalistin für einen Radiobeitrag führen.  Im Gespräch mit der Journalistin Frau Sittich, wird der Inhalt des Romans aufgerollt. So lesen wir von der Affäre eines verheirateten Lehrers, der sich auf eine Liebesbeziehung mit der älteren Rektorin Klara seiner Schule einlässt. Die Protagonistin hat ihre eigene Geschichte, die sie im Roman nacherlebt, in die Erzählung hineinverwoben. Weiterlesen

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Elena Ferrante: Zufällige Erfindungen

Elena Ferrante kennt man bislang von mehreren erfolgreichen Romanen – unter anderem der vierbändigen Neapolitanischen Saga, die ihr eine weltweite Fangemeinde beschert hat. Dass Ferrante auch die Kunst der kurzen Geschichten beherrscht, zeigt sie in ihrem neuesten Buch „Zufällige Erfindungen“. Hierin liest man 52 Kolumnen, die sie ein Jahr lang vom Januar 2018 bis Januar 2019 jede Woche für den britischen Guardian verfasst hat. Aus einer Liste mit Themenvorschlägen hat sie sich spontan ausgesucht, über was sie schreiben wollte. Die Situation, sich zum Schreiben verpflichten zu lassen und sich durch die vorgegebene Form auch noch auf ein Minimum zu beschränken, war für die Romanschreiberin Elena Ferrante neu. Dennoch hat sie sich darauf eingelassen.

Den Kolumnenanfang macht die Schilderung eines ersten Mals. Das Ende des Buchs bezieht sich auf die Geschichte von einem letzten Mal. Dazwischen schreibt sie über unterschiedlichste Themen (einige der Titel lauten „Töchter“, „Zittern“, „Schlaflos“, „Schlechte Stimmungen“, „Lügen“, „Vegetation“, „Eifersucht“…). Immer wieder befasst sie sich mit dem Thema Schreiben. Einmal geht es um das Tagebuchschreiben, was Elena Ferrante (wie die Leser, die sie von ihren Romanen her kennen, wissen) selbst praktiziert. Unter anderem geht daraus hervor, dass die Autorin im Tagebuch alles aufschrieb, was sie lieber verschwiegen hätte und sich dabei auch eines Wortschatzes bediente, den sie nie in den Mund genommen hätte. Oder man liest, wie ihr Tagebuch selbst zu einer Erfindung wurde, weil sie ihre unaussprechlichsten Wahrheiten in erfundene Geschichten umlenkte. Weiterlesen

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Elena Ferrante: Frantumaglia: Mein geschriebenes Leben

„Frantumaglia“ lautet die neapolitanische umgangssprachliche Bezeichnung für „verworren“. Mit diesem vielseitig zu deutenden Wort, das Elena Ferrante von ihrer Mutter, einer Schneiderin, entlehnt hat, versucht sie sich selbst und ihren Lesern Klarheit über ihr Schreiben und viele offene Fragen zu schaffen.

Die italienische Schriftstellerin, die mit ihren Büchern internationalen Ruhm erlangt hat, meidet jedoch seit jeher die Öffentlichkeit. Bewusst hat sie sich für ein Pseudonym und die Anonymität entschieden. Nicht öffentlich auftreten zu müssen, verschaffe ihr eine große kreative Freiheit, betont Ferrante (E-Book S. 64) – Eine Haltung, die zu respektieren sein sollte. Dennoch hat ein Investigativjournalist versucht, Elena Ferrantes Identität aufzudecken und der Öffentlichkeit preiszugeben. – Schade!

Im Vorspann von Frantumaglia melden sich nun Ferrantes Verleger Sandra Ozzola und Sandro Ferri über dieses Buch zu Wort. Um die anhaltende Neugierde des Publikums, wer Elena Ferrante wirklich ist, zu befriedigen, macht das Verlegerpaar hier weitere Texte der Autorin den Interessierten zugänglich. So finden sich in diesem Band Briefe der Autorin an den Verlag samt einigen ihrer seltenen, schriftlich gehaltenen Interviews, ihre Korrespondenz mit einigen ausgewählten Lesern sowie ihren Austausch mit ihrem Regisseur Mario Martone. Weiterlesen

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Isabel Allende: Was wir Frauen wollen

Wer zahlt, sagt, wo’s langgeht“, sagte einst Isabel Allendes Großvater. Dieser Satz wurde zum ersten Lehrsatz ihres erwachenden Feminismus.

Mit einer beharrlich anmutenden Leidenschaft schreibt die große chilenische Erfolgsautorin Isabel Allende über ihre Rolle als Frau und die gesellschaftliche Rolle von Frauen im Allgemeinen weltweit. Sie selbst sieht ihre Freiheit, die ihr der Erfolg ihrer Bücher beschert hat, als Privileg. Dadurch konnte sie sich bald von jeglichen Abhängigkeiten, mit denen sie jedoch zeit ihres Lebens konfrontiert war, freischwimmen:

Isabel Allende wurde in eine Familie hineingeboren, in der ihre Mutter Panchita immer von den Männern abhängig gewesen war. Früh verlassen vom Ehemann unterwarf Panchita sich dem patriarchalischen Vater, der auch Isabels Kindheit dominierte. Obwohl der oberen chilenischen Gesellschaft angehörig, konnte die Mutter sich auch im Leben mit ihrem zweiten Mann Ramón nie verwirklichen. Ihr Hang zur Malerei blieb eher ein verborgenes Hobby. „Ernährt und beschützt zu werden hatte eben seinen Preis“ , resümiert Allende (E-Book S. 15). Immer wieder zieht die mittlerweile 79-jährige Schriftstellerin Vergleiche zum Leben ihrer Mutter, die mit dem zwanzigjährigen Altersunterschied zu ihr selbst noch dazu verdammt gewesen war, sich stets unterzuordnen. Ungerechtigkeiten in und außerhalb der Familie erkannte die kleine Isabel schon früh und entwickelte Schuldgefühle der Mutter gegenüber, die sie als Opfer betrachtete. Heute ist sie dankbar für ihre als unglücklich empfundene Kindheit, die ihr den Stoff für ihr Schreiben lieferte. Weiterlesen

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