Eltern machen sich zwar immer irgendwie Sorgen um ihre Kinder, aber Andy kennt seinen Sohn und weiß, dass das eigentlich nicht nötig ist. Connor ist ein schlauer Junge, ein guter Junge, der Problemen aus dem Weg geht. Aus reiner Gewohnheit wirft er um drei Uhr morgens einen Blick in Connors Zimmer, der friedlich in seinem Bett liegt. Alles gut.
Aber der Junge in dem Bett ist nicht Connor und Andy ahnt nicht, wie falsch er mit seiner Einschätzung über den eigenen Sohn liegen könnte. Fünf Teenager sind letzte Nacht in den Wald gegangen, doch nur vier kehrten zurück. Bald muss Andy sich nicht nur um seinen Sohn sorgen, sondern sich auch die Frage stellen, wie weit Eltern gehen, um ihre Kinder zu beschützen.
Die Idee, besorgte Eltern in einer Situation gegeneinander auszuspielen, in der keiner wirklich weiß, was passiert ist, da die Kinder sich weigern über die Nacht im Wald zu sprechen, ist wirklich gut umgesetzt und gelungen. Zusammen mit dem besorgten Vater geht der Leser durch die bedrohliche Ungewissheit, wer was getan hat und vor allem, was in jener Nacht geschehen ist.
Angepriesen wird das Buch mit dem Zitat „dieser Thriller wird Ihnen den Schlaf rauben“ (Karin Slaughter) und da muss ich ein bisschen widersprechen, denn der Roman ist zwar ein spannendes Rätsel mit unheimlichen Momenten und damit durchaus ein solider Thriller, den Schlaf wird es aber wahrscheinlich den wenigsten rauben, da die Figuren fast durchgehend in relativer Sicherheit agieren. Aber vielleicht nimmt man das als Elternteil anders wahr, ich kann nur aus meiner Perspektive sprechen.
Nichtsdestotrotz lässt sich das Buch schwer aus der Hand legen, gut in einem Zug durchlesen, ist geschickt aufgebaut und unterhaltsam wie lesbar geschrieben. Mit „The Parents“ kann man sich perfekt auf das herbstliche Wetter einstellen oder die letzten Sommertage durch eine leichte Gänsehaut herunterkühlen. Vielmehr lässt sich zu solchen Büchern schwer sagen, ohne die Pointen zu verraten, deshalb zusammenfassend nur soviel: Das Lesen lohnt sich!
T. M. Logan: The Parents.
Aus dem Englischen von Sonja Rebernik-Heidegger.
Piper, Juni 2024.
508 Seiten, Taschenbuch, 13,00 Euro
Diese Rezension wurde verfasst von Isabella M. Banger.