Ein altes Haus an einer Klippe über dem Meer ist Dreh- und Angelpunkt in J. Courtney Sullivans Roman „Die Frauen von Maine“. In dem vielschichtigen Roman geht es um verschiedene Frauenfiguren, die über die Jahrzehnte und Jahrhunderte in diesem Haus gelebt haben.
Die Geschichte der indigenen Ureinwohner in Maine ist genauso Thema wie die komplizierten Bande zur Familie, die Spiritualität, der Feminismus oder auch die Alkoholsucht.
Hauptfigur Jane Flanagan fühlt sich von klein auf zu jenem verwunschenen Haus hingezogen, das oft leer steht. Nach einem persönlichen und beruflichen Tiefpunkt kehrt sie später in ihre Heimatstadt zurück. Hier wird sie von Genevieve, der neuen Besitzerin des geheimnisvollen Hauses, gebeten, dessen Geschichte zu erforschen.
Während Jane tiefer in die Vergangenheit eintaucht, entdeckt sie die Geschichten der Frauen, die vorher dort gelebt haben, und erkennt, wie eng ihre eigenen Erfahrungen mit ihnen verwoben sind.
J. Courtney Sullivan, eine 1982 geborene US-amerikanische Schriftstellern, gönnt sich in ihrer Geschichte einige kleine gruselig-romantische Abstecher ins Reich der Gespenster, was ihrem Roman zuweilen den Anstrich eines herrlich altmodischen viktorianischen Schauerromans verleiht – passend zu einem uralten Haus am Meer.
Der Roman wirkt hervorragend recherchiert, lässt sich dabei aber leicht lesen. Damit reiht er sich bestens ein in die Reihe anderer Romane der Autorin (u.a. „Sommer in Maine“, „Die Verlobungen“).
Der Autorin gelingt es zudem, lebendige und komplexe Charaktere zu erschaffen, deren persönliche Kämpfe und Erfolge berühren. Jane ist eine Person mit Ecken und Kanten, die nicht durchweg positiv geschildert wird.
„Die Frauen von Maine“ ist ein eindrucksvoller Roman über Familie, Geheimnisse und Selbstentdeckung.
J. Courtney Sullivan: Die Frauen von Maine.
Aus dem Englischen übersetzt von .
Klett-Cotta, September 2024.
496 Seiten, gebundene Ausgabe, 26,00 Euro.
Diese Rezension wurde verfasst von Andreas Schröter.