T.J. Newman: Flug 416

Bill und Carrie führen mit ihren beiden kleinen Kindern ein privilegiertes Leben in Los Angeles. Als erfahrener Pilot hat Bill sich auf alles eingestellt, was man sich nach vielen Jahren harter Arbeit nur wünschen kann. Doch dann erlebt er einen Flug, der durch einen terroristischen Akt zu einem Todesflug werden soll. Gleichzeitig wird seine Familie von einem Terroristen entführt und mit dem Tod bedroht wird. Bill soll sich dem Willen der Erpresser beugen und entscheiden, wer überleben soll. Die Passagiere oder seine Familie. Bei einer Weigerung müsse er mit dem Eingreifen eines Attentäters an Bord rechnen, der ihn ebenfalls kontrolliert.

Es beginnen die längsten sechs Stunden Flug, die Bill jemals erlebt hat. Während das FBI unter Zeitdruck seine Familie sucht, arbeiten er und die Flugbegleiterin Jo fieberhaft daran, die Gefahrensituation an Bord zu reduzieren. Das Leben von über 140 Seelen steht auf dem Spiel, unter anderem.

Die Autorin T. J. Newman kennt als ehemalige Flugbegleiterin die Interna des Flugbetriebs und die Regeln in Notfallsituationen. Nachdem das World Trade Center durch terroristische Anschläge zerstört worden ist, hat sich in der Luftfahrt viel verändert. Doch die scheinbar schärferen Sicherheitsbedingungen haben Lücken. Auf sehr spannende Weise spielt T. J. Newman mehrere Szenarien durch, die von allen Beteiligten alles Menschenmögliche abverlangen. Die Verkettung zahlreicher Pannen und Krisensituationen werden zu einer Heldenschmiede. Sie zeigt auch ein Scheitern, wenn Panik und Angst die Regie übernehmen.

Bei diesem Thriller handelt es sich um ein Debüt, bei dem die Rückblenden nicht so optimal eingesetzt werden. Sieht man jedoch darüber hinweg, darf man sich auf einen ungewöhnlichen Plot und reichlich Spannung freuen. Die Geschichte von Tätern und Opfern beschreibt, wie Menschen mit gescheiterter Hoffnung zum äußersten getrieben werden können.

„Wir glaubten an den amerikanischen Traum. An Freiheit, Chancen, Zugehörigkeit … Und ihr habt uns hintergangen!“ (S. 190)

Auf diese Botschaft setzt die Autorin und auf einen Heilungsprozess, wenn die Ignoranz gegenüber dem Leid anderer verschwunden ist. Schließlich sitzen alle Menschen symbolisch im gleichen Boot oder in diesem besonderen Fall in dem Flug 416.

Aus dem Englischen übersetzte Thomas Bauer.

T.J. Newman: Flug 416.
Aus dem Englischen übersetzt von Thomas Bauer.
Goldmann Verlag, Mai 2022.
416 Seiten, Taschenbuch, 12,00 Euro.

Diese Rezension wurde verfasst von Sabine Bovenkerk-Müller.

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