Ein neuer Horror-Thriller kommt aus dem hohen Norden. In „Hochland“ des isländischen Schriftstellers Steinar Bragi verirren sich vier junge Menschen in der isländischen Einöde und haben gegen allerlei mysteriöse Erscheinungen zu kämpfen.
Zwei Paare, die zu einem Kurztrip ins Hochland gestartet sind, prallen im Nebel mit ihrem Jeep gegen ein einsames Haus. Weil der Wagen nicht mehr fahrbereit ist, müssen die Vier die Nacht in dem Haus verbringen. Es wird von zwei seltsamen und wortkargen Alten bewohnt, die äußersten Wert darauf legen, dass bei Dunkelheit niemand vor die Tür geht.
So weit, so spannend, auch wenn die Ausgangssituation durch viele Horrorfilme bekannt anmutet.
Bragi gibt im Folgenden dem Vorleben seiner vier Figuren sehr breiten Raum. Dadurch wirken die Figuren psychologisch glaubwürdig und weniger holzschnittartig, als es in Romanen des Genres oft der Fall ist. Die Kehrseite der Medaille: Die Spannung leidet – der Leser befindet sich über viele Seiten hinweg nicht mehr im bedrohlichen Hochland, sondern bei irgendwelchen Problemen im Teenageralter der Figuren.
Versuche, aus dem Hochland wieder in zivilisiertere Regionen zu kommen, scheitern allesamt, wobei es den Anschein hat, als habe irgendeine düstere Macht etwas dagegen, dass die vier jungen Menschen ihr Ziel erreichen.
Steinar Bragis Roman wird mit zunehmender Seitenzahl immer konfuser. Der Leser weiß nicht mehr, ob sich das Geschehen nur im Kopf der Figuren oder in der Wirklichkeit abspielt.
Der Autor legt viele Fährten aus – Inzest, eine Art Monster, das offenbar durch die Nacht streift, ein verlassenes Baracken-Dorf in der Nähe eines Staudamms – die allesamt am Ende nicht aufgelöst werden. Das lässt den Leser unbefriedigt und verwirrt zurück. Stattdessen geht es mehr und mehr um das Innenleben der Figuren. Kein gutes Buch.
Steinar Bragi: Hochland.
DVA, September 2016.
304 Seiten, Taschenbuch, 14,99 Euro.
Diese Rezension wurde verfasst von Andreas Schröter.