Welchen Preis der ambitionierte Autor für seinen zweiten Krimi „Nimmerwiedersehen“ erhalten wird ist natürlich noch offen. Den Jaques-Berndorf-Preis 2014 für sein Krimi-Debüt „Schandpfahl“ kann ihm keiner mehr nehmen. Nun legt der zweiundvierzigjährige promovierte Religionslehrer, der mit seiner Familie in Wuppertal wohnt, den zweiten Fall für seinen Protagonisten Kommissar Jan Grimdorf vor. Klassentreffen haben ihre eigene Dramaturgie. Die illustre Gesellschaft, die sich auf einem Reiterhof versammelt, verbindet die gemeinsam bestandene Reifeprüfung vor zwanzig Jahren. Natürlich werden Erinnerungen ausgetauscht. Dabei taucht die alte Frage auf, die sie damals in Aufruhr versetzte: War es ein Unfall oder etwa doch Mord? Einer von ihnen glaubt an Mord. Cornelius Beck will den Mörder seines besten Schulfreundes Chris nicht ungestraft davon kommen lassen. Doch dieses Unterfangen kostet ihn selbst das Leben.
Stefan Barz lässt Cornelius Beck gekonnt die typische Anfangsdramaturgie solcher Treffen erleben. Unsicherheit, gestelzter Smaltalk, Erinnerungen, Gefühle und vielleicht der Gedanke, sofort wieder abreisen zu wollen. Als Kulisse dient dem Autor die Eifel, wo er sich gut auskennt.
Was geschah in dieser Nacht mit Cornelius Beck und Karsten Schröder? Die beiden Männer waren spurlos verschwunden. Ein Leichenfund in der Nähe rufen die Kommissare Jan Grimdorf und Jürgen Wagner auf den Plan. Nachdem sie den Fundort der Leiche inspiziert hatten, fuhren sie zum Reiterhof, wo sie auf Daniela Ginster trafen. Von ihr erfuhren die Ermittler von der Affäre, Die Daniela mit Cornelius hatte. War sie die Letzte, die Cornelius lebend gesehen hatte?
Es liegt viel Routinearbeit vor den Kripobeamten, die der Autor nutzt, um dem Leser ein komplexes Beziehungsgeflecht des ehemaligen Abiturjahrgangs vor Augen zu stellen. Dies ist nötig, denn Jan Grimdorf und sein Kollege tauchen dabei immer tiefer in den Schulalltag der Abiturienten vor zwanzig Jahren ein. Dabei wird immer deutlicher, dass der äußere Schein des Hanna Ahrens Gymnasiums in Bad Münstereifel alles andere als eine heile Welt war. Hier beweist der Autor, das er weiß, wovon er schreibt. Als Lehrer, der sich in Gruppendynamik, Psychologie, Philosophie und Theologie auskennt, legt er eine Mordrecherche vor, deren Lösung gekonnt aus diesem Stoff gespeist ist.
Dabei nimmt Stefan Barz einen etwas längeren Anmarschweg in kauf, der den Ermittlern und auch den Lesern) einiges an Geduld abfordert. Zwischendurch kommt Jan Grimberg an seine Grenzen und stellt den Sinn seines Lebens infrage. Sein Interesse an Philosophie und Religion jedoch hilft ihm auf der Suche nach dem Lebenssinn. Ein hilfreiches Hobby auch, weil es ihm bei seinen Ermittlungen hilft. Auf diesen gedanklichen Erkenntnisweg wird der Leser einfühlsam und tiefgründig mitgenommen.
Dem Autor gelingt es, den Spannungsbogen so zu steigern, dass der Leser das letzte Drittel des Buches an einem Stück lesen muss. Auch darum handelt es sich um eine absolut lesenswerte Lektüre, die der KBV Verlag dem Krimipublikum vorlegt. Man darf gespannt sein, wie Kommissar Jam Grimberg seine Sinnkrise überwindet.
Stefan Barz: Nimmerwiedersehen.
KBV, Juni 2017.
270 Seiten, Taschenbuch, 10,95 Euro.
Diese Rezension wurde verfasst von Martin Simon.