Silvia Moreno-Garcia: Der mexikanische Fluch

Ein angsteinflößender Brief, ein gruseliges Anwesen und eine seltsame Familie voller dunkler Geheimnisse. „Mexican Gothic“ heißt der internationale Bestseller von Silvia Moreno-Garcia, den es jetzt auch in deutscher Übersetzung gibt. „Der mexikanische Fluch“, übersetzt von Frauke Meier, ist ein Fantasy-Thriller und überzeugt vor allem durch seine bildliche Sprache.

Inhalt:

Der Roman handelt von der feministischen Noemi. Sie lebt ihr Partyleben in der Hauptstadt Mexikos, als sie einen besorgniserregenden Brief von ihrer Cousine Catalina erhält. Diese war vor einiger Zeit mit ihrem Ehemann, den sie überstürzt geheiratet hat, in dessen verwildertes Anwesen in den mexikanischen Bergen gezogen und hatte sich seitdem selten gemeldet. Noemi macht sich sofort auf den Weg, um in Erfahrung zu bringen, was in diesem Haus vor sich geht. Schnell merkt sie, dass mit diesem Haus und der Familie etwas nicht stimmt.

Allgemeines:


Die auf dem Klappentext angekündigte Handlung geht bereits nach dem ersten Kapitel los. Man fasst demnach recht schnell Fuß im Geschehen. Daraufhin nimmt die Spannung aber erstmal wieder ab und das Buch wird recht langatmig. Es sind immer recht kurze spannende Passagen und dann folgen Abschnitte, bei denen man teils nicht weiß, inwiefern sie den Plot voranbringen sollen. Auch die Struktur der Kapitel ist oft gleich. Ein Kapitel handelt über die Träume in der Nacht und im nächsten geht es am Morgen weiter und man begleitet Noemi bei ihrem mehr oder weniger erkenntnisreichen Tag in dem Anwesen.

Sprache und Figuren:

Der Schreibstil ist recht simpel gehalten. Die Stärke des Buches liegt ganz klar in der bildlichen Sprache. Durch die vielen Beschreibungen des Hauses, der Räume, der Gerüche etc. kommt eine extrem düstere Atmosphäre auf, die sich das ganze Buch über aufrechterhält. Insbesondere bei den Alpträumen zeigt Moreno-Garcia ihre Begabung für Metaphern und Allegorien. Die Träume sind sehr bildlich, sodass es einen richtig mitreißt. Man fürchtet sich, erschreckt sich und ekelt sich. Ansonsten ist das Buch sehr düster und bis auf die Protagonistin sympathisiert man mit niemandem so wirklich. Die Figuren sind allerdings sehr gut ausgearbeitet, wodurch man über die Zeit hinweg ein klares Bild zu allen Charakteren vor Augen hat.

Kritik am Plot (kann Spoiler enthalten):

Der Plot an sich erscheint unlogisch. Denn Noemi ist ja extra zum Anwesen der Familie gereist, um ihre Cousine dort wegzuholen, wenn sie rausfindet, dass da etwas faul ist. Aber das versucht Noemi nicht. Dabei würde es kausal mehr Sinn ergeben, würde die Protagonistin Tag und Nacht versuchen, mit Catalina zu fliehen, doch stattdessen passiert nicht viel. Noemi begründet das damit, dass der Ehemann von Catalina das nicht zulassen würde, aber das müsste ihr doch von Anfang an klar gewesen sein. Damit stellt die eigentlich feministische Protagonistin den Willen eines potenziell gefährlichen Ehemannes über das Wohl ihrer Cousine, und das ist nicht nachvollziehbar. Auch, dass Noemi überhaupt nur so selten bei Catalina im Zimmer ist, ist seltsam, da sie die ganzen Strapazen ja nur ihretwegen auf sich nimmt und sich sehr um sie sorgt.


Zudem traut Noemi der seltsamen Familie nicht. Dementsprechend sollte sie doch eigentlich pausenlos bei Catalina sein. Schnüffeln tut die Protagonistin auch nicht wirklich, auch nicht, obwohl sich der Ehemann ihrer Cousine nicht nur verdächtig verhält, sondern auch äußerst gefährlich.

Fazit:

„Der mexikanische Fluch“ ist für alle diejenigen interessant, die einen düsteren Thriller mit übernatürlichen Elementen suchen. Ich persönlich finde, dass sich das Buch sehr zieht und der Plot in sich keinen wirklichen Sinn ergibt. Dafür holt einen die Sprache und Metaphorik gut ab und man muss sich nicht anstrengen, um die Bilder vor dem inneren Auge zu sehen.

Silvia Moreno-Garcia: Der mexikanische Fluch.
Aus dem Englischen von Frauke Meier.
Limes, Oktober 2022.
411 Seiten, Hardcover, 22,00 Euro.

Diese Rezension wurde verfasst von Melina Lange.

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