Kansas in Amerika, 1935: Seit Jahren müssen sich die 13-jährige Callie und ihre Mutter mit dem Staub des Staates abfinden. Callie ist davon schon ganz krank geworden und der Hotelbetrieb musste vor langer Zeit eingestellt werden. Als die Lage aussichtslos erscheint, überschlagen sich die Ereignisse plötzlich. Als Callie das Klavier ihres verschwundenen Vaters spielt, verschwindet auch ihre Mutter im Staub – und just in diesem Moment erscheinen Gäste im Hotel! Aufgeregt bewirtet Callie sie, unwissend wen genau sie dort in ihr Heim gelassen hat. Denn schon bald merkt das Mädchen, dass nicht nur ihre Gäste anders sind, sondern dass auch sie besondere Fähigkeiten hat.
Schon im ersten Drittel des Romans lernt Callie den etwa gleichaltrigen Jack kennen, der ihr erst bei der Bewirtung der Gäste hilft, dann bei ihrer Flucht, als die Lage brenzlig wird. Er ist es auch, der ihr von den Feen und den Sagen, die sie umgeben, erzählt. Das hat er mal irgendwo aufgeschnappt und sich allerbestens gemerkt. Callie stellt es, ganz dummdusselige Romanfigur, nicht in Frage und nickt zu allem Ja und Amen. Sie eine Fee? Das klingt sonderbar, aber ist das Leben nicht manchmal auch sonderbar? Genau so muss man sich den weiteren Verlauf des ab etwa 12 Jahren geeigneten Jugendromans dann auch vorstellen: Callie wird durch den Sturm von einer Ecke zur anderen getrieben, lernt oft zusammenhangslos Menschen kennen und gerät immer wieder in eine Falle nach der nächsten. Alles herrlich umwoben von einer Fantasyhandlung die es schon zig Male im Jugend-Genre gegeben.
Nein, eine Geschichte von Feen wird auch dann nicht besser, wenn man sie im Amerika der Rassentrennung stattfinden lässt. Nicht, wenn sie nicht wenigstens einen Hauch Originalität hat. Und vor allem dann nicht, wenn ebenjenes Amerika im Jahre 1935 so gut wie keine Rolle spielt, außer dass Callie nicht ständig auf ihrem Smartphone tippt und den Reisestand auf Facebook updaten kann. Das unterscheidet sie wohl von Feen der Neuzeit. „Ein Kleid aus Staub“, Auftaktband von mehreren, kann es mit Reihen wie der von Julie Kagawas „Plötzlich Fee“, die sicher Modell gestanden hat für dieses Buch, leider nicht aufnehmen. Es scheint, als habe die Autorin auf der Erfolgswelle mitschwimmen wollen, dazu fehlt ihr aber viel Talent.
Nett gemacht ist immerhin die sich anbahnende Lovestory zwischen Callie und Jack. Klar, auch die ist vorhersehbar, aber zumindest ein kleines Highlight im sonst ruhigen Ablauf des Romans. Man kann allerdings nicht behaupten, dass die Figuren sonderlich tiefgreifend aufgearbeitet wären. Jack bleibt blass, Callie immerhin geheimnisvoll und sei es nur um der Folgebände willen. Eine neue Romanreihe, die man nur bedingt empfehlen kann!
Sarah Zettel: Ein Kleid aus Staub.
cbj, April 2014.
384 Seiten, Taschenbuch, 8,99 Euro.
Diese Rezension wurde verfasst von Janine Gimbel.