Reinhard Kaiser-Mühlecker: Brennende Felder

Der mit dem Bayrischen Buchpreis dekorierte Schriftsteller-Bauer Reinhard Kaiser-Mühlecker präsentiert sein neues Buch. „Brennende Felder“ erzählt eine eigenständig lesbare Geschichte, die aber mit seinen vorherigen Büchern über die handlungstragende Figur Luisa in Verbindung steht. Diese Luisa weiß schon als Kind, dass sie ihren Vater mehr liebt als ein kleines Mädchen seinen Papa lieben sollte. An ihrem fünfzehnten Geburtstag erfährt sie, er ist gar nicht ihr biologischer Erzeuger, woraufhin sie ihm sofort ihr Begehren gesteht. Daraus resultiert eine Feindschaft mit der Mutter und Luisa wird aus der Familie entfernt. Sie wächst im Dorf auf und nicht auf dem Hof der Familie. Im späteren Leben beendet sie kein Studium, träumt vom Schreiben, ohne tatsächlich ein Buch zustande zu bringen, hält sich mit wechselnden Beschäftigungen über Wasser, bekommt in zwei Ehen mit zwei Männern zwei Kinder, die beide nicht bei ihr, sondern bei deren Väter aufwachsen, in Kopenhagen und in Göteborg. Dort schlägt Luisa auch immer wieder spontan auf, hält die Kinder tagelang von der Schule fern, weil sie ja mit ihrer Mama Besseres zu tun haben.

Der Spuk dauert nicht lange, die Kindsväter können gewiss sein, Luisa ist bald wieder auf und davon. Sie lebt nämlich inzwischen tatsächlich mit „Bob“ zusammen, Robert, ihrem Nicht-Vater, jetzt Liebhaber. Und das in der Gegend, aus der sie ursprünglich stammt, in der ihr die Menschen nichts bedeuten, die sie anödet. Ja, wie das Leben so spielt. Bob wollte dorthin zurück. Er hat viele dubiose Ideen, aber kein geregeltes Einkommen. Sein wiederkehrendes Verschwinden erklärt sich damit, dass er auf Diebstouren geht, auf die Luisa ihn schließlich begleitet. Überhaupt läuft es nicht mehr so zwischen beiden, aber das tut bald nichts mehr zur Sache, denn Bob wird bei einem seiner nächtlichen Streifzüge umgebracht. Luisa sucht daraufhin wieder einmal ihre Kinder heim. Dann wirft sie sich ihrem alten Bekannten Ferdinand an den Hals. Trauer um Bob? Fehlanzeige. Ferdinand ist auch Bauer, zusätzlich an der Universität beschäftigt und er hat einen Sohn, der autistische Züge aufweist. Luisa zieht bei beiden ein. Nach geraumer Zeit wiederholt sich das alte Muster. Sie empfindet Ferdinand als komisch, als gefühlskalt, er zollt ihr zu wenig Aufmerksamkeit. Wie das endet, das kann jeder gerne selber lesen.

Zweifelsohne hat der Autor seine Landwirtschaftskenntnisse in diesem Buch verwertet. Dafür wird er auch immer sehr gelobt. Er dürfte sich zusätzlich auch einiges an Autobiografischem von der Seele geschrieben haben. Ist nicht verboten. Was er tatsächlich erzählen will, hat sich mir aber nicht erschlossen. Zu keiner der Figuren habe ich einen Zugang bzw. ihr Handeln nachvollziehbar gefunden. Genau das allerdings würde für mich gute Literatur ausmachen. Dieses Buch fand ich mühsam und am Ende verstörend. Muss man nicht lesen.

Reinhard Kaiser-Mühlecker: Brennende Felder.
S. Fischer, August 2024.
367 Seiten, Hardcover, 25,70 €.

Diese Rezension wurde verfasst von Karina Luger.

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