Patrick Rothfuss, wenn dieser Name fällt, dann beginnen Augen von Fantasy-Fans auf der ganzen Welt zu leuchten. Seit der Autor vor einigen Jahren bei seinem US-Verlag DAW Books den ersten Band der Königsmörder-Trilogie um Kvothe, einen recht eigenwilligen Helden vorgelegt hat, gilt er als die neue Stimme der High Fantasy. Die ersten beiden Romane seiner Trilogie – die in der Übersetzung bei Klett-Cotta auf drei Bücher aufgeteilt wurden – erfreuen sich auch bei uns höchster Wertschätzung, so dass die Fans ungeduldig auf den abschließenden Band warten. Um die Wartezeit ein wenig abzukürzen hat der Autor vorliegenden Kurzroman vorgelegt.
In seinem kurzen Vorwort warnt der Verfasser höchstselbst davor, das Buch zu lesen. Wer seine Kvothe Romane nicht kennt, der wird mit dem Inhalt nichts anfangen können, selbst Leser seiner Bücher werden vor dieser Geschichte gewarnt. Sie sei seltsam, sie sei anders, ihr fehle Vieles, was man von einer guten Geschichte erwarten würde.
Und wirklich liest sich der Text – ungewohnt. Es geht um Auri, ein Mädchen, das einen anderen, ganz eigenen Bezug zur Wirklichkeit, wie sie sie wahrnimmt, hat. Bei ihr geht es darum, dass Dinge ihren richtigen Platz im Gefüge finden, dass diese glücklich und zufrieden sind. Das gilt für Decken wie für Steine, Zahnräder, Seife oder Knöpfe.
So ist dies ein Buch, das uns einen sehr intimen Einblick in eine wahrlich ungewöhnliche Seele bietet, ein Roman, der mit Bildern und Gefühlen spielt und so gar nichts gemein hat mit der üblichen Abenteuer-Fantasy.
Der Inhalt ist schräg, verworren ohne jeglichen Konflikt oder Dialoge und doch bezaubernd. Auf leisen Sohlen, barfüssig und verträumt nähern wir uns einem Wesen an, das einsam und doch nicht allein ist, das ihre Umgebung mit ganz eigenen Augen sieht und wahrnimmt und uns gänzlich unerwartete Einblicke in diese gewährt. Wer sich darauf einlässt, der wird von dem Inhalt, den Beschreibungen und Einblicken in eine gar ungewöhnliche Psyche verzaubert und bereichert.
So ist dies ein Buch, das viele Leser enttäuschen wird, ein Buch, das sich nicht einfach erschließt, das kaum unterhält und doch fasziniert.
Patrick Rothfuss: Die Musik der Stille.
Klett-Cotta, Februar 2015.
173 Seiten, Gebundene Ausgabe, 17,95 Euro.
Diese Rezension wurde verfasst von Carsten Kuhr.