Nicole Wellemin: Späte Ernte

Drei Frauenschicksale sind Thema dieses Buches. Schauplatz: Ein Bergbauernhof am Gebirgsmassiv Ritten in Südtirol. Am Tag, an dem er in den Zweiten Weltkrieg einrücken muss, heiratet der Hofnachfolger Elias Lene, die Liebe seines Lebens. Er trägt sie noch über die Schwelle, bevor er zur Sammelstelle gehen und fort muss in den Krieg. Lene bleibt mit der missmutigen, alten Schwiegermutter und der vielen Arbeit allein zurück. Sie schuftet buchstäblich Tag und Nacht. Nur der Gedanke daran, wie schön das Leben werden wird, wenn erst Elias zurückkommt, hält sie aufrecht. Und Elias kommt zurück.

Auf den ersten Blick scheint er unbeschadet. Lene und er werden allerdings keine gemeinsamen Kinder haben können … In der Gegenwart bewirtschaftet Anna den Hof, Lenes Enkeltochter. Denn ja, Lene ist auf eine demütigende Weise doch noch zu einem Baby gekommen. Auch Anna ist allein auf dem Hof. Ihr heißgeliebter Lebensgefährte ist rund um den Globus als Fotograf unterwegs. Anna hat trotz der Höhenlage den Betrieb in eine Apfelplantage umgewandelt und vermarktet sortenreine Spitzenfruchtsäfte.

Eines Tages findet sie während eines Gewitters die Society-Lady Elisabeth, kurz Lis, aus München. Deren Mann wurde wegen mehrfacher Vergewaltigung gerichtlich verurteilt. Lis sieht in ihrem Leben keinen Sinn mehr und fährt in die Berge, um sich umzubringen. Sie schlittert aber einen Abhang hinunter. Anna, die zufällig des Weges kommt, sammelt sie ein und nimmt sie mit.

Fazit: Eine gut konstruierte Geschichte, die sprachlich zwar etwas mehr Präzision vertragen hätte, den Leser aber immer neugierig darauf macht, wie es weitergeht.
Darum: Leseempfehlung für alle Fans von gut durchdachter Unterhaltungsliteratur, die nicht ausgetretenen Trampelpfaden folgt.

Nicole Wellemin: Späte Ernte.
Piper, Februar 2024.
338 Seiten, Hardcover, 22,70 €.

Diese Rezension wurde verfasst von Karina Luger.

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