Bislang hat Nicholas Sparks meist Bücher über die Liebe geschrieben. Darüber, wie zwei Menschen sich finden. In seinem neuen Roman „Seit Du bei mir bist“ geht es in erster Linie um erlöschende Liebe, um zwei Menschen, die sich verlieren. Und im letzten Drittel des gut 500 Seiten starken Melodrams um einen noch größeren Verlust. Um den Tod.
Der 35-jährige Russell steht auf der Glücksseite des Lebens. Er hat einen guten Job, ein nettes Haus und mit Vivienne eine hübsche Frau. Tochter London macht das Glück perfekt. Dann kriselt die Ehe, Vivienne wird zur unberechenbaren Frau – besonders dann, als Russell seinen Job kündigt und sich selbstständig machen will.
Vivienne verlässt ihren Mann schleichend, überlässt ihm die Tochter, aber behält die Kontrolle über Russells Leben. Und der trifft Jugendfreundin Emily wieder, eine Malerin, wagt aber nicht, sich erneut in sie zu verlieben.
Nicholas Sparks erzählt die Geschichte vom Zerbrechen einer Familie episch. Es ist die Geschichte einer Trennung, zu der der Mut fehlt. Nach 250 Buchseiten sind Vivienne und Russell immer noch nicht geschieden, viel passiert ist auch nicht – außer, dass London Fahrrad fahren gelernt hat und zwei Hamster besitzt.
Russell ist bei dem 51-jährigen Autor aus den USA ein Weichei. Man möchte ihn schütteln beim Umblättern der Seiten, ihm erklären, dass Vivienne nicht die Traumfrau, sondern eine berechnende Mutter ist, die ihn nur ausnutzt. Das Wachschütteln übernimmt im Buch Russells Schwester Marge. Als sie erkrankt, scheint alles zusammenzubrechen.
In den Romanen von Hera Lind, die denen von Sparks ähnlich sind, hätten die Protagonisten in diesem Jahr, in dem Liebe, Ehe und Familie zerbrechen, das Zehnfache erlebt. Sparks konzentriert sich auf den Kern der Geschichte, erzählt ganz ruhig und unaufgeregt von Hoffnungen und Träumen, Verlustängsten und dem Scheitern. Emily steht dem Autor dabei am nächsten. Sie beobachtet aus der Ferne und ist immer da, in einer Zeit, in der sich für Russell alles verändert – nicht nur die Liebe. Dieses Buch ist wieder eine Sparks-Sommerromanze, die auch fürs Kino verfilmt werden soll.
Nicholas Sparks: Seit du bei mir bist.
Heyne, März 2017.
576 Seiten, Gebundene Ausgabe, 19,99 Euro.
Diese Rezension wurde verfasst von Julia Gaß.