Es sieht erst so einfach aus. Ein alter Mann ist in seiner Küche gestorben. Es könnte ein natürlicher Tod gewesen sein. Aber wieso sagen die Nachbarn, dass der Hund des alten Reifenrath eigentlich nie im Zwinger war, jetzt ist er aber da. Einsperrt und beinahe verhungert und verdurstet hat er in seiner Verzweiflung gebuddelt und dabei Knochen freigelegt. Menschenknochen. Frauenknochen. Bei einigen Skeletten ist noch eine Identifizierung möglich, alle Frauen verschwanden an einem Muttertag, zum Teil vor vielen Jahren. Pia Sander und Oliver von Bodenstein finden heraus, dass es noch mehr Leichen geben muss. Immer nach dem gleichen System getötet und immer am Muttertag. Aber der tote Reifenrath war ein alter Mann. Kann er wirklich auch in seinen letzten Jahre in der Lage gewesen sein, junge gesunde Frauen zu töten? Sowohl Pia als auch Oliver bezweifeln das. Außerdem scheinen die Frauen nicht völlig willkürlich ausgewählt worden zu sein. Nach und nach kristallisiert sich eine Gemeinsamkeit heraus: Alle Frauen haben aus den verschiedensten Gründen ihre Kinder verlassen.
Mehr möchte ich an dieser Stelle nicht verraten, außer, dass es auch diesmal wieder sehr persönlich wird, aber dieses Mal geht es nicht um Olivers, sondern um Pias Familie.
Insgesamt fand ich diesen bereits 9. Band der Reihe um die Komissare aus dem Taunus sehr viel überzeugender als die beiden Vorgänger, obwohl auch „Im Wald“ seine Höhepunkte hatte. Allein durch die Anlage eben nicht in einer Großstadt, sondern in dem beschaulichen Taunus-Städtchen Hofheim. Dadurch sind Verflechtungen möglich, die sonst unglaubwürdig wirken würden. Der Krimi ist ein typischer „Wer-ist-der-Mörder“ mit glaubhaften Wendungen und einer klaren Auflösung. Ich fand ihn durchgehend spannend, weil durch die Kleinstadt viele als Täter irgendwann mal infrage kommen und dann doch wieder verworfen werden. Genial fand ich dann die Auflösung und Pias neues Familienmitglied, dass sehr früh eine Rolle spielt, ohne dass man weiß, wieso.
Insgesamt mochte ich das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen, weil es immer wieder Wendungen und Kanten gab, die mich zum Weiterlesen gebracht haben. Durchgehend spannend also.
Ich hatte zwar das E-Book, aber trotzdem würde ich noch gerne anmerken, dass ich es toll vom Verlag finde, endlich auf die lästige Folie zu verzichten. Ich persönlich habe ja ein echtes Schrumpffolientrauma, ich hasse kaum etwas mehr, als ein neues Buch oder eine neue CD zu haben und dann die blöde Folie erst abfriemeln zu müssen. Von daher, großer Daumen hoch für diese Idee, die auch dem Umweltschutz gut tut.
Nele Neuhaus: Muttertag.
Ullstein, November 2018.
560 Seiten, Gebundene Ausgabe, 22,00 Euro.
Diese Rezension wurde verfasst von Regina Lindemann.