Meike Eggers: Cybionic: Der unabwendbare Anfang

Das Titelbild mit blauer Erde und Computer-Chip-Ästhetik, der Titel „Cybiotic“, der eine Mensch-Technik-Beziehung andeutet und der erste Satz des Klappentextes, „Wirklichkeit ist nur eine Möglichkeit“, hat mich dazu verführt, Meike Eggers Science Fiction – Thriller zu lesen.

Das Buch beginnt sehr bodenständig im heutigen Berlin mit den Geschwistern Sala und Ksen, deren Vater sie verlassen hat und deren Mutter Alkoholikerin ist. Die beiden studieren und sind auf sich selbst gestellt und entsprechend eng scheint ihr Verhältnis zueinander zu sein. Die Geschichte ihrer Flucht nach Deutschland wird kurz gestreift und es geht sofort los mit dem Verschwinden von Ksen, die Sala vielleicht doch nicht so gut kennt, wie er glaubt. Gemeinsam mit Antonia sucht Sala seine Schwester, sie folgen geheimnisvollen Botschaften und Spuren in Berlin und bald auch in den USA.

Bedeutsam ist der Hinweis auf eine Frau, die in den 30er Jahren aus genau dem Haus verschwunden ist, in dem Ksen seit kurzem wohnt – und das nicht zufällig. Offenbar ist sie in das Haus gezogen, um mehr über die damals verschwundene Ella herauszufinden. Sehr geheimnisvoll wird angedeutet, dass sich das Foto von Ella im Laufe der Zeit verändert, sie wirkt wie eine weitere reale Figur im Roman.

Sala dringt immer weiter in Ksens Leben ein, hackt ihr Handy und den Computer und findet heraus, dass sie sich mit Turing, !Enigma und transhumaner Intelligenz beschäftigt hat. Gemeinsam mit ihm wird der Leser dort, wo diese Themen noch fremd sind, mit verschiedenen Theorien zu menschlich-technischem, semi-biologischem Leben vertraut gemacht.

Immer wieder wird die Zeitgeschichte Berlins gestreift, die Nazi-Zeit, die DDR, der Mauerfall. Nicht ganz gelungen ist hier zum Beispiel die Bewertung der historischen Begebenheiten; so wird über Fluchtversuche und deren grausame Vereitelung gesagt: „Totally crazy, die Menschen damals.“ Diese unglücklichen Versuche, Jugendsprache zu imitieren, sind jedoch die Ausnahme.

„Cybionic“ ist ein absolut gelungener SF-Thriller, der mit der Idee endet, es könnte ein „Weltbewusstsein“ geben, das die Realität der Menschen beeinflusst. Ich könnte noch viel über einen irren Killer und die geheimnisvolle Kathy Ray erzählen, zu der Ksen zuletzt Kontakt hatte … mach ich aber nicht!

Das Ende beantwortet die Fragen der Thrillerhandlung und ich wäre mit dem semi-offenen Ende sehr zufrieden gewesen – es gibt allerdings zwei Fortsetzungen des Romans.

Ich bin gespannt, ob sie halten, was Band 1 verspricht und hält!

Meike Eggers: Cybionic: Der unabwendbare Anfang.
Polarise, Mai 2021.
394 Seiten, Taschenbuch, 12,95 Euro.

Diese Rezension wurde verfasst von Corinna Griesbach.

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