Max Berry: Die 22 Tode der Madison May

Eigentlich schreibt Felicity nur Artikel über Politik. Dass sie den Fall Madison May übernimmt, liegt lediglich an der Mittagspause ihres zuständigen Kollegen. Mordfälle sind nicht ihr Ding. Trotzdem wird sie neugierig und ist geradezu versessen darauf, den Fall aufzuklären, nachdem sie den verwirrenden Tatort gesehen hat: Ein kleines, hässliches Haus, das die Immobilienmaklerin verkaufen wollte, bevor sie von einem Kunden am helllichten Tag mitten in New York ermordet wurde. Ein merkwürdiges Zeichen an der Wand. Und das größte Rätsel: Ein Täter, der nicht versucht, seine Spuren zu verwischen.

Dazu hat er aber auch keinen Grund. Das erfährt Felicity kurz darauf, als vor eine einfahrende U-Bahn gestoßen wird und in einer Welt aufwacht, die ihrer zum Verwechseln ähnlich sieht – nur eben mit kleinen Unterschieden. Zum Beispiel ist Madison May hier noch lebendig und wohlauf und Felicity muss an ihrem Verstand zweifeln. Bis sie begreift: Sie befindet sich in einem Paralleluniversum und auch der Mörder hat die Grenze von Zeit und Raum überschritten – um Madison May einmal mehr umzubringen. Felicity muss sich entscheiden: Lässt sie den Dingen ihren Lauf oder bringt sie ihr eigenes Leben wieder und wieder in Gefahr, um eine fremde Frau zu retten?

Allein der Titel hat mich genug fasziniert, um dieses Buch zu verschlingen. Die ununterbrochen spannende und ausgeklügelte Story hat dabei natürlich nur geholfen. „Die 22 Tode der Madison May“ ist ein genialer Roman, der Science-Fiction-Elemente in einen atemberaubenden Thriller mischt. Der Leser lernt das Opfer Maddie besser kennen, als jede andere Figur – und das, obwohl sie jedes Mal nur ein paar Kapitel lang lebt. Denn in jedem Universum ist Madison May jemand anders – und doch immer sie selbst, nur mit anders ausgelebten Fassetten ihrer Persönlichkeit.

Überraschungen und Wendungen

Der Gegensatz dazu ist Felicity, die immer dieselbe bleibt, sich jedoch bei jeder Reise durch Raum und Zeit im Leben einer anderen Felicity zurechtfinden muss und so Seiten an sich kennenlernt, die sie anders nie begriffen hätte.

Ein ausgeklügeltes Konzept, voller Überraschung und Wendungen trotz des immer gleichen Ausgangspunktes. Max Barry hat einen knappen, klaren Schreibstil, hinter dem sich wunderbare Welten verbergen, in die ich jeden Leser nur wärmstens einladen kann. Wer sich auf die Thrillermomente in einer ausgeklügelten Parallelwelt-Vision einlässt, wird nicht nur das beides bekommen, sondern dazu noch ein fassettenreiches und berührendes Ende, das neben Spannung und Fantasie noch unterwartete Tiefe zeigt. An absolutes Must für Thrillerfans!

Max Barry: Die 22 Tode der Madison May.
Aus dem Englischen übersetzt von Bernhard Kempen.
Heyne, März 2023.
426 Seiten, Taschenbuch, 15,00 Euro.

Diese Rezension wurde verfasst von Isabella M. Banger.

Teilen Sie den Beitrag mit Ihren Freunden und Kontakten:

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.