Seit Kindesbeinen an hat Tom Cloudman nur einen Wunsch: Er möchte fliegen können. Und so stürzt er sich schon früh von jedem Dach oder Vorsprung, den er finden kann. Knochenbrüche und blaue Flecken vorprogrammiert, denn das Fallen hat Tom noch nicht so gut gelernt. Im Erwachsenenalter ist er in seiner Gegend eine Berühmtheit und tritt mit seinem selbstzimmerten Sarg, in dem er auch schläft, überall auf. Erst eine Krebserkrankung wirft ihn aus der Bahn … und in die Umlaufbahn der Vogelfrau, die er auf dem Krankenhausdach kennenlernt. Sie verspricht ihm ein gesundes Leben in Freiheit, ein Leben mit Federn und Flug. Ein verlockendes Angebot …
Malzieus neuer Roman ist wie sein letzter, geheimnisvoll und verworren. Manchmal weiß man gar nicht so recht, was glauben soll. Die Figuren bleiben gewohnt in der Ferne, aber diesmal deutlich näher als gewohnt. Toms Handlungsschritte kann man immerhin nachvollziehen und man versteht, was ihn antreibt. Die Geschichte an sich wirkt wie zwischen Traum und Wahn und man wartet ständig auf die Pointe – die dann am Ende eher ausbleibt. Meist aus Toms Sicht erzählt, bekommt man seinen Weg und seine Wandlung zu einem Vogel mit.
Zugute kommt es auch diesem Roman wieder, dass sein Meister ein Künstler der Worte ist. Malzieu versteht es, mit wenigen Worten in seinen Bann zu ziehen und seine Leser und Leserinnen zu entführen in eine Welt gar nicht so weit jenseits ihrer Vorstellungskraft. Es gelingt ihm auch, seine Geschichte zwischen Trauer und Humor anzusiedeln. Ist Toms Situation recht ausweglos auf der Krebsstation, verliert er doch nicht den Mut und stellt allerhand Dummheiten an, um sich ein Federkostüm zuzulegen. Die wenigen 160 Seiten vergehen dadurch im Flug und „Metamorphose am Rande des Himmels“ ist ein Buch für all jene, die ein wenig Fantasie nicht scheuen und wortgewandte Autoren mit eher ungewöhnlichen Ideen mögen.
Mathias Malzieu: Metamorphose am Rande des Himmels.
carl’s books, August 2013.
160 Seiten, Taschenbuch, 12,99 Euro.
Diese Rezension wurde verfasst von Janine Gimbel.