Die 18-jährige Sabine führt ein verrücktes Leben, das sie selbst manchmal gar nicht glauben kann. Legt sie sich abends in Bett, wacht sie morgens als Sabine wieder auf, muss aber an einem ganz anderen Ort den jeweiligen Tag noch einmal erleben. Nur ihr Name ist gleich, die Eltern und Geschwister, Freunde und Schulkameraden könnten unterschiedlicher nicht sein. Bisher war es so, dass nur das Körperliche mit hinüberwechselte. Schnitt sie sich beispielsweise im einen Leben die Haare, veränderten sie sich auch im anderen. Doch als sie sich in ihrem Roxbury-Leben den Arm bricht, passiert das Unfassbare. Sabines Arm ist in Wellesley, ihrem anderen Leben, nicht gebrochen. Sollten sich die Gesetze geändert haben? Für Sabine ergeben sich neue Möglichkeiten.
Sabine wird als etwas anderer Teenager dargestellt. Dachte sie über viele Jahre hinweg, dass jeder Mensch solche zwei Leben hat, die immer um Mitternacht wechseln, hat sie bereits vor einiger Zeit erkannt, dass das nicht der Fall ist. Sie ist eine Einzelgängerin mit besonderem Schicksal. Die Tatsache, dass nun Verletzungen nicht von einem an den anderen Ort gelangen, eröffnet ihr neue Möglichkeiten. Könnte sie nicht ein Leben endgültig beenden, um nur das andere zu leben? Um dieser Frage nachzugehen, probiert sie einige Versuche aus. Schließlich bekommen die Eltern in Roxbury etwas mit und glauben, ihre Tochter sei selbstmordgefährdet. Sabine landet in einer psychiatrischen Einrichtung, genau in dem Moment, wo sie endlich mit all den Lügen aufhören wollte und ihren Eltern ihr Dasein beichten wollte.
„Ein Tag, zwei Leben“ ist der etwas andere Jugendfantasyroman. Denn eigentlich hat die Geschichte gar nicht so viele Fantasyelemente. Sie ist vielmehr eine Teenagergeschichte der besonderen Art. Sabine erlebt alles mehrfach und muss zwei Leben parallel leben. Das verlangt dem jungen Mädchen viel ab und es ist faszinierend zu beobachten, wie unterschiedlich ihre beiden Leben sind. Sabine in Roxbury ist Außenseiterin und lebt an der Seite ihrer besten Freundin zurückgezogen. Einen festen Freund hat sie nicht. Sabine in Wellesley ist beliebt, Teil einer bekannten Clique und seit zwei Jahren mit Dex zusammen. Ob sie den allerdings ernsthaft liebt, beginnt sie allmählich selbst zu bezweifeln. Spannend wird es als die Außenseiterin auf den Pfleger Ethan trifft, der ihr langsam zu vertrauen und glauben beginnt.
Die Geschichte ist nicht immer überzeugend umgesetzt und folgt ab und an dem einen oder anderen Klischee, aber sie sollte junge Leserinnen ab etwa 14 Jahren gut unterhalten! Die Autorin schreibt flüssig und leichtgängig, so dass die unterhaltsame Geschichte wie im Flug vergeht. Auch Längen sucht man vergebens, alles passt gut zueinander und ist stimmig gehalten. Als Sabine letztlich vor der großen Entscheidung ihrer beiden Leben steht, berührt die Geschichte sogar!
Ein sehr nettes Jugendbuch, das flott zu lesen und sehr unterhaltsam ist!
Jessica Shirvington: Ein Tag, zwei Leben.
cbt, Januar 2014.
384 Seiten, Taschenbuch, 8,99 Euro.
Diese Rezension wurde verfasst von Janine Gimbel.