„Von Menschen in Buchhandlungen“ lautet der Untertitel dieses Erzählbandes, in dem zwanzig Geschichten von Martha Schoknecht zusammengestellt wurden.
Die ausgewählten Beiträge könnten nicht unterschiedlicher sein. So lesen wir unter anderem von Roger Willemsen & W. Sommerset Maugham die Geschichte „Büchermenschen“, von Martin Suter „In der Provinz“, von George Orwell „Erinnerungen an eine Buchhandlung“, von Ingrid Noll „Begegnungen im Buchladen“, von Gustave Flaubert „Bibliomanie“, von Patricia Highsmith „Ein anstrengender Samstag“ oder von Mark Twain lediglich „Drei Gedanken“, von denen der erste Gedanke lautet: „Ich war auch mal einige Zeit Buchhändler, gab das aber auf, weil die Kunden mich immer beim Lesen störten.“
Der schönste Ort der Welt, der für manchen Bücherfreund tatsächlich die Buchhandlung sein mag, ist Ausgangsthema der hier ausgewählten Geschichten.
Natürlich geht es dabei um Buchhändler und Kunden, um Schriftsteller, Leser, Manuskripte. Dabei lesen wir unter anderem von einem Autor, der bei seiner Lesereise auf eine sich höchst befremdlich verhaltende Buchhändlerin trifft. In einer anderen Geschichte lernen wir einen Schriftsteller kennen, der bei einer Buchhandlung versucht, telefonisch auf seine Neuerscheinung aufmerksam zu machen. Ganz anders Flauberts Geschichte, die von Giacomo aus Barcelona handelt, einem Buchhändler, der selbst kaum lesen konnte, jedoch davon träumte, dass seine eigene Bibliothek einmal die Größe einer königlichen Bibliothek annehmen solle. Er war glücklich, wenn er zwischen all seinen Büchern saß, deren Geruch, Form und Titel er so liebte wie das Manuskript mit einem alten unleserlichen Datum und den schweren Vergoldungen seiner Illuminationen…
Leider erreichen Anthologien nicht die Popularität eines Romans. Dabei würde so mancher Autor aus so mancher Kurzgeschichte vielleicht einen ganzen Roman mit Nebenhandlungen erstellen. Kurze Geschichten sind verdichtet, Überflüssiges fällt weg. Eben diese Gedrängtheit macht die Kunst aus und die inhaltliche Thematik anspruchsvoll. Schon deshalb und nicht vielleicht nur, weil man eine kurze Geschichte eben auch schnell zwischendurch lesen kann oder weil man einen Kurzgeschichtenband nicht zwingend von vorn bis hinten lesen muss, lohnt es sich, auch mal Anthologien zu lesen.
Martha Schoknecht (Hrsg.): Der schönste Ort der Welt: Von Menschen in Buchhandlungen.
Diogenes, Dezember 2017.
208 Seiten, Taschenbuch, 10,00 Euro.
Diese Rezension wurde verfasst von Annegret Glock.