Huch! Das erste Buch des Jahres und gleich ein furioser, hoch unterhaltsamer Ritt durch das „Nichts“ oder durch eine Zeitschleife ohne Beginn und Ende; oder auch, sagen wir, ein Treffen in der „Seelenzeit“, nämlich da wo man längst tot ist und es relativ egal ist, wann wer gestorben ist. Verstanden? Nun, das ist der Hintergrund dieser metaphysischen Begegnung in vollkommener Dunkelheit, im schwärzesten Schwarz, was man sich vorstellen kann, eben irgendwo auf der anderen Seite, wo Zeit und Raum egal sind, man sich zwar noch verstofflicht fühlt, aber das eben nicht mehr „ist“. Stan Laurel, genau der, der geniale „Doof“ mit dem Partner „Dick“ (Oliver Hardy), also Stan wird wach (obwohl…?) in eben dieser Schwärze und kann sich nichts erklären. Er tastet sich voran und fühlt sogar glatte metallische Wände.
Wir nehmen Teil an diesem Rätsel und auch schon hier startet sein Bericht über sein Aufwachsen, eben über alles, was seine Vita ausmacht, seine Frauengeschichten, seine unbändige Lust Theater zu spielen und die Menschen zum Lachen zu bringen, aber auch seine kummervollen Reisen, als Filmstar auf der einen – und als hoch melancholisch veranlagter Mensch, auf der anderen Seite. Nachdem er sich „eine Zeit lang“ vorgetastet hat, stolpert er über einen Menschen, eher ein Fleischberg in Relation zu ihm. Es handelt sich um den nahezu 700 Jahre vorher verblichenen Thomas von Aquin, großer religiöser Denker seiner Zeit.
Wie schon erwähnt, in diesem schwarzen Jenseits ist Zeit völlig egal, so dass nur so diese Begegnung möglich ist. Sie sind nunmehr zu zweit und es entwickeln sich höchst unterhaltsame Dialoge, denn der dicke Thomas, hat ja nun mal einiges nicht mitbekommen. Zum Beispiel wie man Filme dreht, usw.. Dafür hat er natürlich den großen Vorteil gegenüber Stan, dass er schon immer existenzialistische Fragen auf seiner Agenda hatte, und so nähern sich die beiden, quasi in der Dunkelheit aneinander gekettet, immer mehr an. Zwar werden sie keine Freunde aber zu zweit ist man weniger allein. Die Geschichte, die ja nicht wirklich aufgelöst werden kann, endet auch irgendwie im Nichts, aber lässt eine gewisse Nachdenklichkeit zurück, über das Leben, über das Sterben, oder auch, sagen wir es wie ist, über das Leben nach dem Tod. Sollte ja eigentlich vollkommen schnuppe sein, aber hier macht es Spaß diesen Gedankengängen zu verfolgen. Zeitloses Buch, sozusagen.
Markus Orths: Picknick im Dunkeln.
Hanser, Januar 2020.
240 Seiten, Gebundene Ausgabe, 22,00 Euro.
Diese Rezension wurde verfasst von Fred Ape.