Marc Elsberg ist zurzeit sicherlich einer der erfolgreichsten deutschsprachigen Thrillerautoren. Bekannt wurde er mit seinen Büchern ‚Blackout‘, ‚Zero‘ und ‚Helix‘. Zuletzt beschäftigte er sich in ‚Gier‘ auf spannende Weise mit dem Thema Wettbewerb. Mit ‚Der Fall des Präsidenten‘ ist nun von ihm ein Politthriller erschienen.
Douglas Turner, der Amtsvorgänger des aktuellen US-Präsidenten trifft mit Privatjet und Bodyguards in Athen ein, wo er für einen Vortrag gebucht wurde. Zu seiner großen Überraschung wird er jedoch direkt am Flughafen im Auftrag des Internationalen Strafgerichtshofs (ICC) von der griechischen Polizei verhaftet. Der Vorwurf lautet: Kriegsverbrechen.
Diese Verhaftung hat in der Welt große Aufmerksamkeit zur Folge und wird insbesondere in den USA mit Entsetzen und Unverständnis aufgenommen. Arthur Jones, der direkte Amtsnachfolger Turners und gerade mitten im Wahlkampf, wird sofort aktiv und macht deutlich, dass die USA die Verhaftung eines Ex-Präsidenten auf keinen Fall akzeptieren werden.
So sehen sich nicht nur Griechenland, sondern auch die europäischen Partnerstaaten und speziell die Mitarbeiter des ICC einem steigenden Druck aus Washington ausgesetzt, wo man auf die sofortige Freilassung Turners drängt. Das geht auch an der jungen Juristin Dana Marin nicht spurlos vorüber, die als Vertreterin des ICC eigentlich nur bei der Verhaftung anwesend sein sollte und sich nun mit einem aus Washington entsandten Team renommierter Juristen auseinandersetzen muss, das alle Register zieht, um den ehemaligen Präsidenten freizubekommen.
Dana Marin kämpft, weitgehend auf sich alleine gestellt, trotz plötzlich gesperrter Kreditkarten und medialer Verleumdungskampagnen darum, dass Douglas Turner nach Den Haag überstellt wird. Dort soll er sich vor Gericht für seine Taten verantworten. Doch im Hintergrund laufen Vorbereitungen, die notfalls eine gewaltsame Befreiung Turners ermöglichen sollen…
Mit ‚Der Fall des Präsidenten‘ ist Elsberg nicht nur (mal wieder) ein äußerst spannend geschriebener Thriller gelungen, sondern auch ein Buch, das sich kritisch mit der Rolle der USA in der Weltpolitik beschäftigt. Man denkt zwangsläufig darüber nach, ob die Verhaftung eines ehemaligen US-Präsidenten und dessen Überstellung an den ICC tatsächlich zu einer solchen Eskalation an Maßnahmen führen würden, wie sie Elsberg beschreibt.
Wie schon in seinen anderen Romanen bietet Elsberg auch mit ‚Der Fall des Präsidenten‘ nicht nur spannende Unterhaltung auf hohem Niveau, sondern regt auch zur Beschäftigung mit der uns umgebenden politischen Realität an. In diesem Fall mit der Frage nach dem Selbstverständnis der USA und ihrer Rolle in der Weltpolitik.
Die tolle und sehr gut erzählte Story haben die knapp über 600 Seiten für mich zu einem echten Lesevergnügen gemacht. Daher kann ich dieses Buch mit gutem Gewissen allen ans Herz legen, die ebenfalls Freude an einem unterhaltsamen und spannenden Thriller haben möchten.
Marc Elsberg: Der Fall des Präsidenten.
Blanvalet, März 2021.
608 Seiten, Gebundene Ausgabe, 24,00 Euro.
Diese Rezension wurde verfasst von Christian Rautmann.