Emma ist 18 Jahre alt und die Welt liegt ihr zu Füßen. Sie kann jeden Jungen haben, den sie möchte. Ganz egal, ob der schon vergeben ist oder nicht. Sie wird bewundert und gehasst – auch in ihrem Freundeskreis. Denn seit sie ihrer Freundin Jamie geraten hat, eine vermeintliche Vergewaltigung nicht anzuzeigen, ist das Verhältnis der Mädchen schwierig. Aber sie hat ja auch noch die ungeteilte Aufmerksamkeit von Ali und Maggie. Dann passiert nach einer Party am Wochenende das Unfassbare: Im Netz tauchen Bilder von Emma auf, nackt und scheinbar bewusstlos. Mehrere Jungen aus ihrem Freundeskreis haben Sex mit ihr, auch Maggies Freund. Ein weiterer Schachzug der perfekten Emma oder ein grausames Verbrechen?
Louise O’Neills Jugendroman geht unter die Haut, auch wenn das auf den ersten Blick nicht klar erkennbar ist. Denn am Anfang lernt man erstmal die vier Mädchen aus Emmas Sicht kennen. Emma hält sich für perfekt, ist reichlich arrogant und weiß, was sie will. Dafür würde sie auch über Leichen gehen, notfalls sogar die Leichen ihrer besten Freundinnen, die alle aus gut betuchten Häusern kommen, aber zum Glück in Emmas Augen nicht annähernd so perfekt sind wie sie. Dieses Gehabe geht einem ziemlich schnell auf die Nerven, dann aber erst läuft der Roman zu Hochtouren auf. Es kommt zu besagter Partynacht, in der Emma erst mit dem um Jahre älteren Paul eher weniger einvernehmlichen Sex hat und dann alles schiefläuft. Emma erwacht erst am Sonntagnachmittag, reichlich lädiert, mitten in der Sonne auf dem elterlichen Rasen. Erinnerungen an die Nacht hat sie nur bis zu dem Zeitpunkt mit Paul, alles andere verschwindet im Dunkeln. Von den Bildern erfährt sie erst einen weiteren Tag später und selbst da erkennt sie die Gefahr nicht. Die Worte Vergewaltigung oder Gruppenvergewaltigung wagt sie nicht einmal zu denken. Und ein Spießroutenlauf der besonderen Art beginnt.
„Du wolltest es doch“ ist ein grandioser Jugendroman! Das Thema ist perfekt umgesetzt, auch wenn Emma vielleicht nicht die typische Jugendliche ist. Dem Einblick in ihre Gedankenwelt kann man sich kaum entziehen und der Roman kann viel mehr sein als Lektüre für Jugendliche ab 15 Jahren. Vielleicht ist er sogar bedingt eine geeignete Schullektüre. Er hinterfragt auf jeden Fall den Umgang junger Menschen mit Sex, Drogen, sozialen Medien, Smartphones und vielem mehr. Ohne dabei lehrbuchhaft zu wirken. Was man aus dem Ende des Romans macht, muss jeder für sich selbst entscheiden. Auch hier gibt es viel Stoff zum Diskutieren.
Alle Daumen nach oben! Ein Buch, das Jugendliche und ihre Bezugspersonen unbedingt lesen sollten!
Louise O’Neill: Du wolltest es doch.
Carlsen, Juli 2018.
368 Seiten, Gebundene Ausgabe, 18,00 Euro.
Diese Rezension wurde verfasst von Janine Gimbel.