Wenn man auf einer Dating-App nach Ablenkung oder der Liebe des Lebens sucht, ist vorprogrammiert, dass auch ein paar Spinner dabei sind. Das muss Gwen bei einer Reihe erster Dates an eigener Haut erfahren. Sie denkt sich jedoch nichts dabei, denn: Was soll man schon machen? Man blockiert die Typen und zieht weiter.
Nur dass das gar nicht so einfach ist, wenn einer dieser Typen plötzlich ermordet wird. Und ein zweiter. Und noch einer. Und Gwen ist die einzige Verbindung zwischen ihnen. Nun steht sie auf einmal im Fokus der Polizei und es sieht natürlich gar nicht gut aus, dass Zeugen von unschönen Auseinandersetzungen berichten – einem Date hat sie sogar mit einem Golfschläger die Hand gebrochen. Dass all diesen Situationen eine unschöne Belästigung vorausgegangen ist, möchte niemand hören, denn wer glaubt schon der mordverdächtigen Frau.
Gwen muss auf eigene Faust versuchen, dem Mörder auf die Schliche zu kommen, denn wer weiß, was passiert, wenn er mit ihren Dates durch ist …
Die Idee dieses Thrillers hat mich sofort begeistert. Das Leben einer Frau auf Dating-Apps und die gar nicht so unrealistische Gefahr eines Psychokillers unter den aufdringlichen Männern dort. Auch dass sie sofort verdächtigt wird, kam mir wie eine gute Kritik an der Gesellschaft vor.
Leider hat mich die Umsetzung dann aber enttäuscht. Das Buch ist super spannend geschrieben, immer wieder mit Kapiteln mit Rückblicken auf die miserablen Dates aufgelockert und eine besondere Mischung aus schrecklich und humorvoll. Allerdings wird es ca. aber der Hälfte einfach unglaubwürdig, wie die Protagonistin handelt und das hat mich dann doch sehr rausgeworfen. Sie hatte an zu vielen Stellen etwas von dieser dummen Person im Horrorfilm, die nach oben läuft.
Ich bin auf keinen Fall jemand, der Männern nachsagt, keine Frauencharaktere schreiben zu können, das ist natürlich Blödsinn – aber hier merkt man leider, dass der Autor sich nicht in eine Frau in einer lebensbedrohlichen Situation hineinversetzen kann. Ich glaube, keine Frau ohne Nahkampfausbildung würde einen Mann mit ihrer Vermutung, dass er ein Mörder ist, konfrontieren, solange sie alleine sind und niemand sie schreien hört. Eigentlich würden das die wenigsten Menschen tun, nehme ich an.
Auch Frauenfreundschaften scheinen für den Autor noch eine faszinierende Blackbox zu sein, mehr will ich hier aber nicht ausführen, damit das Buch noch spoilerfrei gelesen werden kann.
Zusammengefasst: Schade, dass es nachlässt, die erste Hälfte hat mir so viel Spaß gemacht! Wer nach kurzweiliger Unterhaltung sucht und nicht alles so furchtbar ernst nimmt, soll es gerne selbst probieren; das Buch ist gut geschrieben und nicht teuer. Es ist außerdem das Romandebüt eines Autors, dem ich noch einen guten Weg nach oben prophezeie!
L. M. Chilton: Don´t Swipe Right
Aus dem Englischen von Stephan Glietsch
Piper, Oktober 2024
416 Seiten, Taschenbuch, 13,00€
Diese Rezension wurde verfasst von Isabella M. Banger.