Kristine Getz: Poppy

Lotte Wiig führt ihr Leben online. Vor allem seit ihre jetzt 2-jährige Tochter Poppy geboren wurde, bewirbt sie online alles vom Babybett bis zur Nuss-Nougat-Creme. Dabei hat sie mit ihrem Mann Jens, der die Online-Inhalte managt, großen Erfolg. Mütter eifern ihr nach, Zeitungen schreiben über sie und auch Neider gibt es genug. Dann taucht ein Stalker auf, der heimlich von ihr und Poppy Bilder schießt, und mit ihm ein ungutes Gefühl. Doch Lotte und Jens wollen sich nicht verunsichern lassen und posten weiter. Bei einem Wochenende im Wellnesshotel eskaliert dann die Situation: Poppy, die in der Obhut des Opas zurückblieb, verschwindet plötzlich spurlos. Forderungen von Kidnappern gibt es allerdings keine – was kann passiert sein?

Die amerikanische Autorin Kristine Getz legt mit „Poppy“ ihren Debütroman in norwegischer Sprache vor. Er ist in Norwegen angesiedelt, welches sie durch ihren Ehemann vermutlich gut kennt. Beschrieben wird unter anderem, dass erst wenige Wochen zuvor ebenfalls ein Kleinkind in der Nähe verschwand. Nur etwa vier Stunden nach seinem Verschwinden tauchte es unversehrt wieder auf. Ein Unterschied zu Poppy: Von dem Mädchen gab es online kein einziges Bild, von Poppy tausende. Die Mutter des ebenfalls verschwundenen Mädchens war aber ein großer Fan von Lotte Wiig. Ist das eine erste Spur?

Neben Lotte, Jens und ihren Verwandten, nimmt auch eine etwas seltsam anmutende Ermittlerin Raum im Geschehen ein. Emer Murphy war die letzten sechs Wochen krankgeschrieben und in einer psychiatrischen Klinik, da sie einen Zusammenbruch hatte. Trotz noch immer aktueller Krankschreibung möchte sie ihrem Kollegen bei dem aktuellen Fall unter die Arme greifen. Doch das Erlebte bringt sie immer wieder an ihre Grenzen.

Die Autorin spielt gekonnt mit zahlreichen Verdächtigen und Lottes ach-so-geheimer Vergangenheit, über die niemand etwas zu wissen scheint. Dadurch gibt es verschiedenste Lösungsansätze und selbst Personen, die man als nicht verdächtig angesehen hat, geraten schnell ins Visier. Dadurch entsteht eine spannende, wenn auch nicht hochspannende Mischung zum Mitraten. „Poppy“ unterhält dabei gut, ohne dass es der große Wurf wäre. Einfach ein netter Roman für einige gute Lesestunden.

Kristine Getz: Poppy: Dein Kind verschwindet. Und die ganze Welt sieht zu.
Aus dem Norwegischen übersetzt von Günther Frauenlob.
Ullstein, Mai 2022.
432 Seiten, Taschenbuch, 14,99 Euro.

Diese Rezension wurde verfasst von Janine Gimbel.

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