Kiera Cass: Selection, gelesen von Friederike Wolters

selecAch du meine Güte, ist das eine Dystopie? Irgendwie schon, die Erde hat mehrere Weltkriege hinter sich und mal wieder gibt es eine neue Form der Herrschaft – irgendwas zwischen Monarchie und „Wir müssen aber wenigstens so tun, als würden wir die Meinung des Volkes respektieren“. Die Bevölkerung ist in Kasten eingeteilt – warum die jetzt Kasten heißen, bleibt mir ein Rätsel – je nach Ansehen des einzelnen Arbeitens gehört man zu einer niedrigeren oder höheren Kaste. Und natürlich sind die Grenzen theoretisch durchlässig, aber ein Vermischen nicht gern gesehen.
Das ist die Welt, in der America Singer lebt. Gerade hat sie sich verliebt, in einen Jungen einer niedrigeren Kaste, da wird sie von ihrer Familie überredet, sich auf die „Selection“ einzulassen. Prinz Maxon soll heiraten. Und gleich wie in Cinderella soll er sich eine Frau aus dem Volk nehmen. Diese will sorgfältig ausgewählt werden und deswegen können Mädchen einer bestimmten Altersklasse sich erst einmal bewerben. Haben sie diese Hürde überwunden – und natürlich gelingt America das – ziehen sie erst einmal in den Palast ein und dürfen um die Gunst des Prinzen (und des Volkes – dessen Meinung durchaus auch zählt) buhlen. Und hier hört es dann auch auf, eine Dystopie zu sein. Was dann folgt ist „Dschungelkamp ohne Würmer essen“ oder auch „Bauer sucht Frau, nur mit Prinzen“.
Americas Gegnerinnen sind vorhersehbar biestig oder lieb und schüchtern und gleich weg vom Fenster. Prinz Maxon ist eigentlich ein lieber Kerl, der das Ganze am Ende des dritten Bandes vermutlich nie wollte. In der königlichen Familie ist auch nicht alles Gold, was glänzt. Rebellen soll es wohl auch geben, allerdings kennt der Zuhörer die nur vom Hörensagen. Wenn ich raten sollte, würde ich sagen, bis zum letzten Band hat sich Americas Ex-Lover ihnen angeschlossen und gemeinsam ziehen sie dann noch Prinz Maxon auf ihre Seite.
Obwohl wirklich gut gelesen – und auch erfolgreich, nur deswegen habe ich am Ende doch dazu gegriffen, konnte mich das Hörbuch nicht überzeugen. Viel zu vorhersehbar ist die Geschichte an jeder Stelle und viel zu wenig wird darauf eingegangen, was dieses Kastensystem noch für Auswirkungen hat, außer denen, die wir vom Klassensystem des Mittelalters zu genüge kennen.

Kiera Cass: Selection, gelesen von Friederike Wolters.
Jumbo Neue Medien, Juli 2014.
4 CDs, 11,99 Euro.

Diese Rezension wurde verfasst von Regina Lindemann.

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