Dies ist ein überraschendes und allein schon deshalb erfrischendes Buch. Es stellt etwas in durchaus positivem Licht dar, das Menschen, die Bücher lesen, gemeinhin wohl eher ablehnen: Mixed Martial Arts – die Kunst, sich in Käfigen vor Publikum zu verprügeln. Nicht selten, bis einer der Teilnehmer blutüberströmt und bewusstlos auf der Matte liegt.
Die Philosophin Kit, aus deren Perspektive das Buch geschrieben ist, langweilt sich maßlos bei einer Phänomenologie-Konferenz. Als sie in der Pause von den verstockten Mit-Teilnehmerinnen noch nicht mal eine Zigarette schnorren kann, flieht sie und landet bei einem solchen Käfigkampf. Sofort ist sie nicht nur fasziniert von der wüsten Klopperei, sondern erlebt sogar einen Moment der Ekstase. Fortan vernachlässigt sie ihre Tätigkeit an der Uni und folgt stattdessen den beiden Kämpfern Sean Huffman und Erik Koch auf Schritt und Tritt.
Der Trick dabei: Sean Huffmann und Erik Koch gibt’s wirklich. Und die Kämpfe, die die 1981 geborene Autorin Kerry Howley in ihrem Debütroman „Geworfen“ beschreibt, haben wirklich stattgefunden. Man kann sie sich zum Teil auf You Tube ansehen.
Aber nicht nur die Kämpfe an sich sind interessant, sondern auch das Leben, das die Helden ansonsten führen. Und das ist alles andere als glamourös. Huffman, der Geldprobleme hat und sportlich auf dem absteigenden Ast ist, versucht verzweifelt seinen Sohn zu sehen, den ihm die Mutter nur gegen Bargeld zeigt, und Koch muss vor jedem Kampf in einer Weise Gewicht abhungern, die schon fast übermenschlich ist.
Man muss nach der Lektüre von „Geworfen“ nicht unbedingt Martial-Arts-Fan sein, aber es ist interessant für 330 Seiten in eine Welt einzutauchen, die ansonsten rätselhaft und verborgen erscheint.
Kerry Howley: Geworfen.
Ullstein, April 2016.
336 Seiten, Gebundene Ausgabe, 20,00 Euro.
Diese Rezension wurde verfasst von Andreas Schröter.