Leslie lebt in einer WG mit ihrer besten Freundin Ciara, einer Hexe, und dem Dämon Nathaniel, der an seinen besseren Tagen als mürrischer Teenager durchgeht und sich zur Bestrafung in ein Oija-Brett verwandelt. Ihre Mutter führt den Antiquitätenladen „Pot of Gold“, natürlicher inklusive magischer Gegenstände und seit dem ersten Band keimt eine zarte Liebe zwischen Leslie und dem halbvampirischen Privatdetektiv Victor auf.
Das sind also die durchaus komplizierten Verhältnisse kurz zusammengefasst, als Ciara, die für ihren Reporterjob wirklich lebt, die Change ihres Lebens erhält. Ein berühmter Duellmagier, der ungefähr den Teenystatus von Taylor Swift hat, bittet sie während eines Interviews um Hilfe – wobei auch das Interview selbst für Ciara schon einen Karrieresprung bedeutet. Die Familienbanshee ist ihnen erschienen und seine Mutter ist fest davon überzeugt, dass ihr Heulen ihm gilt. Natürlich will Ciara helfen – und Nathaniel und Victor und Leslie. Leslie hat gerade mit ihrem eigenen Fluch zu kämpfen, ein unangenehmer Überrest aus dem ersten Band.
Kari Vanadis lässt sich Zeit, sowohl mit ihrer Erzählung als auch mit ihrer Figurenentwicklung. Und das ist gut so. Jede Hauptfigur hat ihre eigene Hintergrundgeschichte, die erst nach und nach zu Tage tritt. Das bedeutet aber nicht, dass die Geschichte in den einzelnen Bänden nicht rasant erzählt wäre, im Gegenteil, in der Geschichte innerhalb des Bandes gibt es ganz schön viel Spannung. Aber es gibt eben auch noch diese roten Fäden, die sich durch die Bände hindurchziehen und deren Teile die Vergangenheiten der Hauptfiguren sind. Dabei gibt es nicht so viele Autoren, die es schaffen, Vergangenheit offenzulassen und den Leser dabei zwar wissen zu lassen, dass da noch mehr sein muss, aber nicht dazu zu bringen, das Buch genervt wegzulegen, weil es in diesem Band wieder nicht aufgeklärt wurde. Das muss man echt können und Kari Vanadis kann das.
Die Charaktere sind eher ungewöhnlich angelegt. Leslie merkt man ihre Unperfektheit an, ihre Zerrissenheit und was es mit ihr gemacht hat, ihr Leben lang verbergen zu müssen, dass sie ein Paktkind – eine Art magischer Wechselbalg – ist. Als Teenager hat sie rebelliert, hat sich dem Untergrund angeschlossen und bitter dafür bezahlt. Bis heute fürchtet sie sich davor, dass ihre Vergangenheit sie doch noch einholt. Von Victor erfahren wir ein wenig über seine Kindheit und Jugend, Nathaniels ganze Geschichte wird bestimmt irgendwann mal großartig und die Normalste ist noch Ciara, „nur“ eine Hexe mit Ehrgeiz, die in diesem Band eine ganz fantastische Entwicklung durchmacht und beweist, dass sie sehr gut zwischen falsch und richtig unterscheiden kann.
Eine echte Leseempfehlung für alle, die keine spicy Liebesgeschichte wollen, sondern lieber ausgearbeitete Charaktere und ein cooles Worldbuilding.
Kari Vanadis: Secrets of Dublin 2: Gebrochene Flüche
Piper, August 2024
Taschenbuch, 368 Seiten, 19 Euro
Diese Rezension wurde verfasst von Regina Lindemann.