Julie Berry: Ich bin die, die niemand sieht

Ich bin die die niemand sieht von Julie BerryJudith lebt mit ihrer Mutter und ihrem jüngeren Bruder zurückgezogen in einer Hütte unweit des Dorfes, in dem sie aufgewachsen ist. Vor vier Jahren verschwand sie spurlos, vor zwei kehrte sie wortlos zurück. Ihr ist Unbeschreibliches widerfahren an dem Tag, an dem ihre beste Freundin Lottie starb. Im verlauf der zwei Jahre verlor sie gewaltätig einen Teil ihrer Zunge und ist nun stumm. Doch die Ereignisse der letzten Wochen zwingen sie dazu, ihr Schweigen entgültig zu brechen und wieder sprechen zu lernen. Denn alles steht auf dem Spiel. Das Leben ihres heimlichen Liebsten, das ihrer Verwandten und Freunde. Nur wenn sie ihren größten Feind wiedertrifft, kann sie die anderen retten.

Julie Berrys Erzählweise in „Ich bin die, die niemand sieht“ ist ungewöhlich. Manche der zahlreichen Kapitel bestehen nur aus ein oder zwei Sätzen, andere wieder sind ein paar Seiten lang. Davon lebt dieser Roman allerdings sehr! Trotz der meist nicht superspannenden Handlung entwickelt er eine ungeahnte Sogwirkung, der man sich kaum entziehen kann. Man muss einfach wissen, wie es mit Judith, die von ihrem Bruder „Wurm“ genannt wird, und Lucas, dem Mann ihres Herzens weitergeht.

Erschienen in im cbj-Verlag, kann „Ich bin die, die niemand sieht“ deutlich mehr als der klassische Jugendroman. Von ihrer Machart ist die Geschichte deutlich diesem Genre zuzuordnen, sollte darüber hinaus allerdings nicht nur Jugendliche ab 15 Jahren, sondern auch interessierte Erwachsene für sich begeistern können.

Judith steht deutlich im Mittelpunkt des Geschehens. Alles wird aus ihrer Perspektive beschrieben und dabei erhalten die Figuren tolle Facetten. Denn Judith verbringt ihr Leben seit zwei Jahren stumm und beobachtet dafür mit ihren Augen umso mehr. Ihr entgehen selbst die kleinsten Details nicht. Lucas wird durch sie in den höchsten Tönen gelobt, sie sieht ihn später allerdings auch kritisch. Besonders interessant ist ihr angespanntes Verhältnis zur kaltschnäuzigen Mutter. Eine der liebenswertesten Figuren ist Goody, die gutmütige Alte des Dorfes, die Judith an so mancher Stelle stummen Rat gibt.

Ein sehr schöner, flott zu lesender Roman, der in Erinnerung bleiben wird!

Julie Berry: Ich bin die, die niemand sieht.
cbj, November 2013.
320 Seiten, Taschenbuch, 8,99 Euro.

Diese Rezension wurde verfasst von Janine Gimbel.

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