Miri Ammerman ist 1951 15 Jahre alt und führt im großen und ganzen das Leben eines normalen Teenagers in Elizabeth, New Jersey. Sie lernt mit Mason die erste große Liebe ihres Lebens kennen, zweifelt, hofft, was man halt so macht mit 15 Jahren. Ihren Vater kennt sie nicht, aber selbst im Amerika der 50ger Jahre macht das nicht so viel aus, wie man glauben möchte. Ihr Onkel Henry ist Journalist und Miri beginnt, ihm nachzueifern. Die Zukunft liegt weit offen vor ihr.
Da stürzt das erste Flugzeug über der Stadt ab und bringt Tod und Unglück in das Leben der Bewohner. Es ist ein verstörendes Ereignis, so nah und so knapp mitzuerleben, was geschehen kann. Es bleibt nicht bei einem Flugzeug, in wenigen Monaten sind es drei Maschinen, die Feuer und Leid in die Straßen der kleinen Stadt bringen, ehe der New Yorker Flughafen, dessen Einflugschneise genau über Elisabeth verlief, geschlossen wird.
„Im unwahrscheinlichen Fall“ basiert auf historischen Ereignissen, die drei Flugzeuge stürzten wirklich ab. Judy Blume erzählt in einer wunderbaren Sprache, wie diese drei Katastrophen auf die Menschen in der kleinen Stadt gewirkt haben, selbst wenn sie nicht direkt betroffen waren. Und es scheint 1952 nach dem dritten Absturz dort niemanden gegeben zu haben, der nicht irgendwie betroffen war. Der Zweite Weltkrieg spielt in diesem Roman kaum eine Rolle, aber der Koreakrieg ist aktuell und natürlich die Verfolgung der Kommunisten im McCarthyismus. Wie in vielen amerikanischen Romanen wird die jüdische Herkunft der Protagonistin gepflegt, vor allem bei Heiratsplänen spielt die Gemeinde eine größere Rolle, als ich gemeinhin so angenommen hätte.
Der ganze Roman ist ein Gesamtkunstwerk, dass durch seine Sprache und durch seinen Aufbau besticht. Einmal angefangen, kann man es kaum noch zur Seite legen.
Judy Blume: Im unwahrscheinlichen Fall.
Heyne, April 2016.
512 Seiten, Gebundene Ausgabe, 19,99 Euro.
Diese Rezension wurde verfasst von Regina Lindemann.