Seit Jahren ist der Status Quo nun etabliert und zementiert. Auf der einen Seite die Kolonialen Union mit ihren geklonten Soldaten, in deren Gehirne die Menschen alternder, sterbender Menschen von der Erde kopiert wurden, auf der anderen Seite die Konklave, ein Zusammenschluss von Alienvölkern, die sich gegen die sich ständig ausbreitenden Menschen zusammenschlossen.
Seitdem ein vermeintlich von der Kolonialen Union vorgetragener Angriff die einzige Raumstation in der Erdumlaufbahn zerstört und damit die Verteidigung der Erde lahmgelegt hat, ist das Verhältnis zwischen Union und Erde mehr als getrübt. Als Folge kann die Union keine neuen, alten Menschen für ihre geklonte Armee mehr rekrutieren, den Erdmenschen ist ein neues Leben in einem jungen, gesunden Körper verwehrt.
Alles beginnt damit, dass sich der Sekretär der Außenministerin der Union absetzt. Den Piloten und seine Sekretärin nimmt er ohne diese gross zu fragen zu den Rebellen mit, die die beiden Konfliktparteien geschickt gegeneinander ausspielen. In gekaperten Raumschiffen der Kontrahenten greifen sie jeweils die Raumstationen der anderen Seite an, die Schuld wird natürlich dem jeweiligen Feind zugeschoben.
Als es dem entführten Piloten, von dem nur noch sein Gehirn übrig ist, gelingt zu fliehen, werden die Pläne der Rebellen ruchbar.
Die Krux an der Sache ist, dass die Rebellen gar nichts mehr tun müssen – die Kontrahenten befinden sich jeweils in einer derartigen Zwangssituation, dass ein für beide Parteien desaströser Krieg kaum mehr aufzuhalten scheint …
John Scalzi schließt seinen hochgepriesenen Zyklus um die Klonkrieger, in deren junge, grüner Körper die Geister alternder Menschen implantiert werden, ab.
Und wie wir dies auch den bisherigen Bänden kennen, beschränkt er sich dabei nicht nur auf eine einzige Perspektive – soll heißen, dass er erneut unterschiedliche Protagonisten nutzt, um uns auf diese Weise ein sehr dezidiertes, auch in Nuancen glaubwürdiges Bild der Vorgänge zu präsentieren.
Neben den auffallend wenigen Actionszenen zieht der Text, zutreffender die Texte in Novellenlänge ihre große und unbestrittene Faszination aus der glaubwürdigen Darstellung der politischen Folgen der Ereignisse.
Hier verdeutlicht Scalzi die Getriebenheit der Politiker, gleich ob es sich um egoistische Machtsuchende oder verantwortungsvoll agierende Wesen handelt. Sie alle werden von den Geschehnissen bestimmt, statt sie selbst wirklich beeinflussen zu können. Diese fast schon in einem Automatismus ablaufenden Geschehnisse lassen sich bei aller Voraussicht und Bemühungen kaum aufhalten.
Mehr noch als in vergangenen Bänden stellt der Autor daher vorliegend seine Figuren in den Mittelpunkt. Sie, die oftmals fremdbestimmt Agierenden können es noch so gut meinen, sie sind die Geschehnissen nur zu oft hilflos als Zuschauer ausgeliefert. Ihre Motivatio
n, wie auch die Gründe der Aggressoren werden nachvollziehbar aufgearbeitet, so dass sie das Buch zeitweise fast wie ein Polit-Thriller im Weltraum liest, als wie eine Space Opera. Insoweit hat der Autor seine Sage, deren ersten Teil gerade verfilmt wird, in sich rund abgeschlossen und wendet sich nun, dem Vernehmen nach, neuen Ufern zu – man darf gespannt sein, was Sclazi uns kredenzt.
John Scalzi: Galaktische Mission.
Heyne, August 2016.
496 Seiten, Taschenbuch, 9,99 Euro.
Diese Rezension wurde verfasst von Carsten Kuhr.