John Burnside, einer der profiliertesten schottischen Autoren, hat einige seiner Romane autobiographisch angelegt – zum Beispiel „Lügen über meinen Vater“, in dem er radikal mit seinem Erzeuger abrechnet (2011).
Autobiographisch ist auch sein neues Werk „Wie alle anderen“, das im englischsprachigen Original bereits 2010 erschienen ist. Burnside, geboren 1955, beschreibt darin seine Versuche, ein bürgerliches Leben zu führen, um von seiner Alkohol- und Drogensucht sowie seiner Schizophrenie loszukommen.
Der Plan erweist sich als schwieriger in die Tat umzusetzen als gedacht – vor allem deshalb, weil sich vieles, was als „normal“ gilt, als mindestens genauso verrückt erweist wie das, was Burnside in seinen psychotischen und suchtbestimmten Phasen erlebt – zum Beispiel das Zusammenleben mit anderen Mitarbeitern im Großraumbüro einer Firma. Auch die Aufs und Abs in diversen Beziehungen zu Frauen mit deren jeweiligen Eigenheiten tragen nicht unbedingt zur Ausgeglichenheit des Ich-Erzählers bei.
Am Ende stellt sich für den Verfasser die Frage, ob ein bürgerliches Leben wirklich so erstrebenswert ist wie zunächst angenommen.
„Wie alle anderen“ ist eine radikal-ehrliche Autobiographie, die frei von jeglicher Selbstbeweihräucherung ist. Sie steckt voller Wahrheiten und hält den sogenannten „Normalen“ einen Spiegel vor, der sie keinesfalls in einem so positiven Licht zeigt. Auch der Humor kommt nicht zu kurz. Lesenswert!
John Burnside: Wie alle anderen.
Knaus, August 2016.
320 Seiten, Gebundene Ausgabe, 19,99 Euro.
Diese Rezension wurde verfasst von Andreas Schröter.