Stockholm, 1985: Als John mit 19 Jahren in das Hinterhaus eines Gebäudekomplexes in der Hauptstadt zieht, weiß er nicht, dass dies sein Leben für immer verändern wird. Er verdient sein Geld mehr schlecht als recht mit Zauberei, kommt gerade eben so über die Runden und weiß nicht, was er sonst mit seinem Leben anfangen soll. Weil er sich immer wieder daran erinnern muss, schreibt er eine gruselige Begebenheit aus seiner Jugend auf. Doch schon bald muss er feststellen, dass diese nicht das einzige ist, was ihn das Fürchten lehren soll. Auch seine Nachbarn scheinen im gemeinsamen Duschraum seltsamen Dingen nachzugehen. Johns Interesse ist geweckt und er versucht alles, um mehr über die Machenschaften im Duschraum herauszufinden.
Mit Titeln wie „Menschenhafen“ und „So finster die Nacht“ begeistert John Ajvide Lindqvist seit Jahren nicht nur das schwedische Publikum. Er ist aufgewachsen im Stockholmer Vorort Blackeberg, genau dort, wo auch die Geschichte von „Die Bewegung“ spielt. Dies ist aber nicht die einzige Parallele zur Hauptfigur des vorliegenden Romans. Auch der Autor verdiente seinen Lebensunterhalt anfangs als Zauberer und Comedian. Im Roman selbst beschreibt er auch immer wieder, dass dieses oder jenes Ereignis in seinem Leben zu dem ein oder anderen Roman geführt habe. Das macht die Geschichte glaubhafter und man muss in der Tat nachdenken, was von den Ereignissen, die beschrieben werden, tatsächlich passiert sein könnte. Diese zaghaften Parallelen geben der Geschichte eine ganz besondere Atmosphäre.
Darüber hinaus gibt es zwei Aspekte, die für Spannung und Nervenkitzel sorgen: die Geschichte aus Johns Vergangenheit, in der ein kleiner Junge im Baumhaus des 12-Jährigen aufgetaucht ist, und die aktuellen Geschehnisse rund um den Duschraum des Hauses, in dem es wirklich nicht mit rechten Dingen zugeht. „Die Bewegung“ ist etwas für Fans von subtilem Horror, nicht von den Geschichten, in denen das Blut nur so spritzt und Monster über den Erdball wandern. Hier ist die Gefahr unterschwellig, jede Situation muss neu eingeschätzt werden und durch einige geschickte Vorwegnahmen wird man immer wieder am Ball gehalten. Lindqvist versteht sein Handwerk, das wird schnell klar. Er weiß ganz genau, wie man eine Geschichte so erzählt, dass das Interesse der Leser bestehend bleibt.
Die einzelnen Horrorelemente vor allem der zweiten Hälfte des Romans wirken stellenweise etwas ekelhaft und abstoßend. Das passt leider so gar nicht zum ersten Teil. Mit dem Ende des Romans muss sich dann jeder Leser, jede Leserin selbst auseinandersetzen. Es mag ein bisschen enttäuschend und rasch wirken.
Insgesamt ein gut geschriebener, perfekt aufgebauter Roman mit unterschwelligem Gruselfaktor.
John Ajvide Lindqvist: Die Bewegung.
Bastei Lübbe, Juli 2018.
336 Seiten, Taschenbuch, 16,00 Euro.
Diese Rezension wurde verfasst von Janine Gimbel.