Susan Webster hat die letzten vier Jahre in der psychiatrischen Klinik verbracht, nachdem sie ihren kleinen Sohn erstickt hat. Auch wenn sie sich an die Tat nicht erinnert, so zweifelt sie doch nicht daran, dass sie schuldig ist. Kaum ist sie jedoch entlassen, tauchen seltsame Dinge auf. Dinge, die dafür zu sprechen scheinen, dass ihr Sohn noch lebt. Das ist umso seltsamer, weil Susan inzwischen Emma heißt, da ihr Fall für großes Medieninteresse sorgte und sie einen totalen Neuanfang wollte. Wer also weiß, dass Emma Susan ist und wer weiß etwas über ihren toten Sohn? Susan trifft sich mit dem Reporter Nick und macht sich auf die Suche nach der Wahrheit der Vergangenheit.
Das Hörbuch erzählt die Geschichte von Susan/Emma aus der Ich-Perspektive und Tanja Geke ließt es, als hätte sie all die schrecklichen Dinge wirklich selbst erlebt. Ein toller Vortrag. Die Geschichte ist auch verschachtelt genug, um spannend zu bleiben. Immer wieder sind Flashlights aus der Vergangenheit eingestreut, die dem Zuhörer von Jungen im College erzählen und die man zunächst überhaupt nicht einordnen kann. Deswegen bleibt man dabei, um zu erfahren, wie die beiden Geschichten am Ende wohl doch noch zusammengehören.
Die Charaktere sind für meinen Geschmack ein wenig zu platt und zu klischeehaft. Susan als verzweifelt suchende Mutter mit einer Naivität, die schon kaum noch glaubhaft ist, Nick der rasende Reporter, der stets zur Stelle ist, wenn man ihn braucht und doch seltsam bleibt und Cassy, die Knastfreundin, die das Leben kennt. Trotzdem hat mir das Hörbuch gefallen, eben weil es so gut gelesen ist und weil die Verknüpfung von zwei so unterschiedlichen Geschichten interessant war.
Jenny Blackhurst: Die stille Kammer, gelesen von Tanja Geke.
Bastei Lübbe, Mai 2015.
6 CDs, 16,99 Euro.
Diese Rezension wurde verfasst von Regina Lindemann.