Jeff Vandermeer: Southern Reach 02: Autorität

jeff1Zweiunddreißig Jahre ist es nun schon her, dass eine abgelegene Küstenregion im Süden der USA von etwas – dem Ereignis wie Geheimdienst und Regierungsstellen es nennen – heimgesucht wurde. Die Area X entstand, ein abgeschlossener Landstrich, mit einer fast undurchdringlichen Grenze, in dem Merkwürdiges vorgeht.
Offiziell zwölf, tatsächlich waren es 38 Expeditionen wurden durch das einzige bekannte Tor in die Area entsandt – sie alle scheiterten. Die Teilnehmer verschwanden entweder spurlos, oder kamen ohne Erinnerungen an die Vorkommnisse in der Area zurück – und starben bald darauf an einer besonders bösartigen Krebserkrankung.

Southern Reach, die für die Erforschung zuständige Abteilung der Central Behörde befindet sich in Auflösung. Über dreißig Jahre Forschung, hunderte Toter und Verschwundener und keinerlei Ergebnisse.
Nach wie vor rätselt man, ob Aliens, Zeitreisende, Paralleluniversen, eine Invasion oder ein Naturphänomen hinter den Vorkommnissen steckt.
Die Behörde entsendet mit John Rodriguez, genannt Control, einen Troubleshooter, der eine der Überlebenden der letzten Expedition verhören und Licht ins Rätsel bringen soll. Vor Ort aber findet er nur desillusionierte Mitarbeiter, eine ihn ablehnende stellvertretende Leiterin von Southern Reach und eine Überlebende, die ihre Geheimnisse nicht offenbaren will …

Was ist dies für ein zweiter Roman, der, wie die anderen Teile der Trilogie, sowohl bei heimischen Rezensenten wie auch in den USA mit höchstem Lob bedacht wird?

Man könnte die beiden bislang auf Deutsch vorliegenden Bücher, so man sie denn überhaupt in eine Schublade einordnen möchte, als Science Fiction bezeichnen, obwohl die Handlung des ersten Romans durchaus auch Horror-Elemente aufweist, dunkle Phantastik trifft den Inhalt wohl am treffendsten. Im Grunde genommen ist das Label, das man auf die Bücher klebt jedoch sekundär, zu sehr sprechen diese für sich.

Kurz noch einmal zu erwähnen ist die gelungene äußere Gestaltung, die der Verlag den Büchern hat angedeihen lassen. Die Paperbacks bieten sich mit einem Tagebuchähnlichen Aufzug an, um den sich, ganz Paperbackuntypisch, ein Schutzumschlag der die Wildnis der Area X widerspiegelt, schmiegt.

Inhaltlich auffällig zunächst, dass in dem vorliegenden Mittelband wenig tatsächlich passiert.

Hoppla, jetzt stutzen sie, und dies zurecht, denn trotz dieser oberflächlichen Handlungsarmut fasziniert der Text, und zieht den Leser in seinen Bannkreis. Es sind die nicht nur Rätsel die sich stellen, die interessanten Personen die auftreten oder die sich behutsam aufbauende atmosphärische Stimmung, die immer surrealistischer wirkt, die die Lektüre so intensiv und interessant machen. Es ist die Fähigkeit des Autors und seines kongenialen Übersetzers, uns mit seinen sprachlichen Mitteln an das Buch zu fesseln und in den Text zu ziehen.
Stilistisch unheimlich versiert setzen Autor und Übersetzer jedes Wort minutiös, spielen mit der Sprache um Stimmung zu erzeugen.

So folgen wir den Erzählern in die rätselhaften Vorkommnisse, versuchen mit ihnen die Geheimnisse zu ergründen und lernen dabei Figuren kennen, die, jede für sich, von der Area X geprägt wurde, die ihre Mysterien und Abgründe zu verbergen trachten und doch nie ganz verstecken können.

Das hat mich, ich mag es kaum glauben, noch mehr an die Seiten gefesselt wie der erste Band und gehört für mich ganz klar auf die Must-Read Liste des Jahres 2015 – das Beste zum Schluss, der abschließende dritte Teil ist für März 2015 in Vorbereitung.

Jeff Vandermeer: Southern Reach 02: Autorität.
Antje Kunstmann, Januar 2015.
320 Seiten, Taschenbuch, 18,95 Euro.

Diese Rezension wurde verfasst von Carsten Kuhr.

Teilen Sie den Beitrag mit Ihren Freunden und Kontakten:

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.