James J. Butcher: Dead Man´s Hand

Wie überall auf der Welt teilen sich auch in Boston, Massachusetts die Gewöhnlichen ihre Heimat mit den Paranormalen. Und Department für unorthodoxe Angelegenheiten sind die Auditoren die magische Elite, staatlich zugelassene Hexen, die über Kevlarmaske, Zaubersprüche und die damit verbundene Macht und das Prestige verfügen. Grimshaw Griswald Grimsby ist … trotz eines mehrjährigen Studiums leider keiner dieser Auditoren.

Nachdem er bei der Ausbildung durchfiel und von seiner Ausbilderin, der gefährlichsten Hexe der Welt, als „nicht für die Abteilung geeignet“ entlassen wurde, versuchte Grimsby, sich mit einem Leben als mittelmäßiger Hexer abzufinden. Aber er kann nicht anders, als zu hoffen, dass er irgendwie, irgendwo eine weitere Chance bekommt, seine Fähigkeiten zu beweisen. Bis dahin arbeitet er als Clown-Zauberer für Geburtstagskinder im versifften Burger-Paradies des Gewerbegebiets – ab und an darf er dort auch die Toiletten reinigen.

Als seine ehemalige Mentorin in der Straße, in der er arbeitet, ermordet wird, findet man am Tatort einen Hinweis, den die Verstorbene mit ihrem eigenen Herzblut in alten Runen verfasst hat – man soll doch bitte Grimsby töten!

Um seine Unschuld zu beweisen, bedarf es weit mehr als seine geringen magischen Fähigkeiten hergeben. Als Grimsby dann auf den alten, pensionierten Partner der Ermordeten, den legendären Großen Jäger trifft, muss er, allen Animositäten zum Trotz, mit diesem zusammenarbeiten – ansonsten droht ihm lebenslänglicher Kerker oder Schlimmeres …

Bezeichnenderweise weist uns der Verlag auf dem Waschzettel werbewirksam auf die Tatsache hin, dass es sich bei James J Butcher um den Sohn von Jim Butcher handelt.

Nun also tritt der Sohnemann in die großen Fussstapfen des Dads, wobei ich gleich anmerken kann, dass Grimsby kein Dresden ist – auch wenn sich die Grundanlage der Urban Fantasy Reihe – bislang sind im Original drei Romane erschienen – ähnelt.

Um es vorwegzunehmen – Grimsby und sein Verfasser tragen schwer an ihrem Erbe. Der Sohn möchte es anders machen, als der Papa, auch wenn er im selben Sub-Genre unterwegs ist.

Die Probleme fangen beim Protagonisten an. Grimsby bleib mir über den ganzen Verlauf fremd und distanziert, weit schlimmer noch, er, sein Schicksal hat mich wenig interessiert. Die Figur ist flach, hat kein Charisma, keine Fähigkeiten, keine Fortune!

Selbst als Loser fällt er durch, nervt in seiner jammenden Art mehr, als dass er unser Mitleid anfordert oder bekommt. Interessanter wäre da sein kurzfristiger Kompagnon, der Große Jäger gewesen – nur muss dieser sich mit der Support-Rolle begnügen. Da wurde sowohl beim Entwurf, wie beim Lektorat geschlampt.

Dazu kommt, dass dem Plot etwas abgeht, was die Meisten der Harry Dresden Romane auszeichnete – die Selbstironie, der temporeiche Humor. Stattdessen reihen sich dann plumpe Action-Szenen aneinander. Man könnte weit mehr aus dem Setting und den Vorkommnissen, über die berichtet wird, machen. Nur hat Butcher dies vorliegend leider nicht getan. Die Figuren bleiben leider alle zu diffus, nehmen nie wirklich Gestalt an, sind letztlich auch zu uninteressant. Potenzial war und ist da, allein der Autor hat es im ersten von bislang drei Erzählungen um seinen chaotischen Hexer versäumt, dieses wirklich zu heben. Warten wir ab, ob es in den Fortsetzungen vielleicht besser wird.

James J. Butcher: Dead Man´s Hand: Die unorthodoxen Fälle des Grimshaw Griswald Grimsby
aus dem amerikanischen Englisch übersetzt von Thomas Salter
Heyne Verlag April 2024
478 Seiten, Taschenbuch, Euro 17,00

Diese Rezension wurde verfasst von Carsten Kuhr.

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