Es muss nur Joanne K. Rowling auf dem Einband stehen – schon reißen sich alle um dieses Buch. Und wenn es dann noch irgendwie um Harry Potter geht, ist der Bestseller-Erfolg vorprogrammiert. Nach dem Manuskript zum Theaterstück „Harry Potter und das verwunschene Kind“ ist nun das Drehbuch zum Film „Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind“ erschienen. Es ist ein genauso kompliziert zu lesendes und inhaltlich dünnes Werk wie das „Verwunschene Kind“. Regieanweisungen in Kursiv, fett gedruckte Szenengliederungen, vor jedem Dialog der Name – da kommt nicht gerade Lesefluss auf. Und das Erzählerische, also gerade das, was Rowlings Potter-Bücher ausgemacht hat, bleibt vollkommen auf der Strecke.
Während früher Kinder und Erwachsene tage- und nächtelang von dicken Potter-Büchern in einen Bann gezogen wurden, blättert man in diesem Drehbuch lustlos Seite für Seite um. Viel zu Lesen gibt es eh nicht, an einem Nachmittag ist man den phantastischen Tierwesen, die sich 70 Jahre bevor Harry Potter ins Internat eingeschult worden ist, im Hogwarts-Schulbuch von Newt Scamander getummelt haben, durch. Im Jahr 1926 kehrt Scamander von einer Forschungs-Weltreise zurück, auf der er magische Geschöpfe gesammelt hat. Bei einem Zwischenstopp in New York geht sein Koffer verloren, und ein Teil der Tierwesen entkommt. Was spannend klingt, ist aber nicht spannend geschrieben. Es ist ein magische Geschichte, bei der sich keine Lese-Magie einstellt. Da ist der Film zauberhafter.
Die „Phantastischen Tierwesen“ waren das erste Drehbuch von Joanne K. Rowling. Die geschäftstüchtige Autorin plant eine fünfteilige Filmreihe. Es ist zu befürchten, dass auch die weiteren vier Drehbücher in den Buchhandlungen landen.
J. K. Rowling: Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind: Das Originaldrehbuch.
Carlsen, Januar 2017.
304 Seiten, Gebundene Ausgabe, 19,99 Euro.
Diese Rezension wurde verfasst von Julia Gaß.