In seinem historischen Thriller „Der Abstinent“ führt uns der britische Autor Ian McGuire tief ins 19. Jahrhundert. Im Manchester des Jahres 1867 tobt die Auseinandersetzung zwischen der englischen Polizei und den irischen Unabhängigkeitskämpfern, den „Fenians“.
Hauptkontrahenten sind der irischstämmige Polizist James O‘Connor und der zwielichtige Stephen Doyle, der eigens aus Amerika angereist ist, um in England Stunk zu machen. Schon bald gelingt ihm das.
Der Roman des 1964 geborenen Autors besticht durch seine düstere Atmosphäre. Wir werden gleich auf den ersten Seiten Zeugen einer grausamen Hinrichtung, beobachten einen brutalen Wettkampf, bei dem Hunde möglichst viele Ratten töten müssen, betrinken uns in Pubs, arbeiten in einer stinkenden Gerberei und begleiten eine Hure auf ihr Zimmer.
Die Handlung hat Ähnlichkeit mit einem Rache-Western, in dem ein Mann aufbricht, um seinen niederträchtigen Widersacher zur Strecke zu bringen. Verfilmt könnte man sich dieses Werk gut als Schwarzweiß-Film vorstellen, in dem es ständig regnet und der zumeist im Dunkeln spielt.
Das Ende ist etwas enttäuschend, auch bleiben die Charaktere scherenschnittartig an der Oberfläche. Gute Unterhaltungsliteratur ist „Der Abstinent“ aber allemal.
Ian McGuire: Der Abstinent.
dtv, April 2021.
336 Seiten, Gebundene Ausgabe, 23,00 Euro.
Diese Rezension wurde verfasst von Andreas Schröter.