Ian McEwan: Honig

ianIan McEwan wirft dermaßen viel schriftstellerisches Können in die Waagschale, dass er gar nicht in der Lage ist, einen wirklich schlechten Roman zu fabrizieren. Und doch packt er in sein neuestes Werk „Honig“ ein paar Zutaten, die zumindest dazu führen, dass dieses Werk nicht ganz an Vorgänger wie etwa „Saturday“ oder „Solar“ heranreicht: Das Thema „Kalter Krieg“, Spionage und die obskuren Machenschaften irgendwelcher Geheimdienste in den 70er-Jahren eignet sich vielleicht noch für verregnete und nostalgische Samstagabende, an denen die x-te Wiederholung irgendeines James-Bond-Klassikers mit Roger Moore läuft, aber für einen brandneuen Roman aus dem Jahre 2013 scheint das Thema denn doch etwas angestaubt. Außerdem wirkt die Handlung einen Tick zu lang gezogen und die Hauptfigur, eine junge Geheimdienstmitarbeiterin, möglicherweise nicht ganz so glaubwürdig wie frühere (männliche) McEwan-Helden. Kann sich der männliche Autor letztlich doch besser in einen Mann hineinversetzen als in eine Frau? Wäre möglich und nur verständlich.

Trotzdem ist die Lektüre von „Honig“ keine verlorene Lebenszeit. Das Buch ist stilistisch – natürlich – perfekt, es glänzt mit überraschenden Wendungen, Intelligenz, Humor und ist bis zum Ende geschickt konstruiert.

Zur Handlung: Der britische Geheimdienst rekrutiert die junge und hübsche Serena für ein Projekt, das systemkonforme Schriftsteller fördert. Dummerweise verliebt sie sich unsterblich in ihren ersten Autoren. Soll sie ihm ihr Geheimnis anvertrauen?

Da Serena sich aber generell schnell verliebt und dem Sex sehr zugetan ist, ist „Honig“ voll von Erotik und allerlei sonstigem Liebesleben. Ein weiterer Pluspunkt.

Ian McEwan: Honig.
Diogenes, September 2013.
460 Seiten, Gebundene Ausgabe, 22,90 Euro.

Diese Rezension wurde verfasst von Andreas Schröter.

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