Willow ist 12 Jahre alt und so ganz anders als andere 12-Jährige, das hat sie schnell erkannt. Schon im Kindergarten stellte sie unangenehme Fragen und schnell war klar, dass das Mädchen hochbegabt ist. Seitdem pflegt sie hinterm Haus ihrer Eltern einen Urwald an Pflanzen und weiß genau, auf die neue Schule wird sie mit ihrer Gartenkleidung gehen, da sie diese am liebsten hat. Bereits in der ersten Woche ist die neue Schule allerdings weniger Neustart als Schikane, denn als sie einen Test mit Bravour besteht, glaubt die Lehrerin, sie habe geschummelt und schickt sie zum Sozialarbeiter Dell, der schon bald ihr Potenzial erkennt. Doch dann passiert das Unfassbare: Willows Eltern sterben bei einem Autounfall und plötzlich erfährt Willow, was wahre Freundschaft heißt und dass nichts auf der Welt verlässlich ist.
In diesem Buch treffen zugegeben viele Zufälle aufeinander und doch ist es lesenswert. Denn es ist erfrischend anders geschrieben mit all seinen skurrilen, bunten Figuren, die jede wie ein einzigartiger Flamingo wirken, allen voran Willow. Sie liebt die Pflanzenwelt, ist fasziniert von menschlichen Krankheiten und ein wandelndes Lexikon. Ihre neusten Studien beziehen sich auf das Verhalten von menschlichen Teenagern, denn ein solcher möchte sie bald werden. In der Schule beobachtet sie deshalb genau das Verhalten der Kids in ihrer Umgebung, macht sich aber wenig Mühe, dieses zu imitieren. Erst als sie beim Sozialarbeiter Dell auf das Mädchen Mai trifft, will sie eine Freundin haben und Mai gefallen. Willow ist eine supersympathische Figur, mit der man leiden kann, sich freuen kann und die man einfach gern haben muss. Ein Schicksalsschlag jagt den nächsten und die darauffolgenden Reaktionen werden immer schräger. So zieht Willow beispielsweise mehr durch Zufall bei Mais Familie ein und wenig später in Dells Wohnung, da Mais Familie nur eine Garage bewohnt und diese bei der Frau, die die Familie kontrolliert, sicher nicht so gut ankäme.
Die Lesezeit vergeht wie im Flug und zurück bleiben zahlreiche Zitate, die hängenbleiben und einfach nur schön klingen. Holly Goldberg Sloan ist ein toller Roman gelungen, der zwar von einer Reihe an Zufällen lebt, ohne die er kaum möglich gewesen wäre, der aber auch verzaubert und zu Gefühlen anregt.
Holly Goldberg Sloan: Glück ist eine Gleichung mit 7.
Hanser, Juli 2015.
304 Seiten, Gebundene Ausgabe, 16,90 Euro.
Diese Rezension wurde verfasst von Janine Gimbel.