Eigentlich kennen wir sie nur aus Comics und den entsprechenden Verfilmungen – Menschen, denen besondere Kräfte verliehen wurden und die als Superhelden für das Gute in den Kampf ziehen.
Was aber wäre, wenn es derartigeWesen wirklich geben würde, wenn ganz normale Menschen plötzlich und unerwartet jede Materie in Stahl verwandeln könnten, durch Wände gehen würden, oder gar dem Wasser befehlen könnten?
Diese eigentlich theoretische Frage stellt sich nach Calamity der Welt, als die Epics plötzlich auftauchten. Menschen mit übermenschlichen Kräften, doch halt, für das Gute setzen sie diese in den wenigsten Fällen ein.
Macht korrumpiert und absolute Macht korrumpiert absolut, wie die nicht talentierten Menschen schmerzhaft feststellen müssen. Überall reissen die Epics die Herrschaft an sich, versklaven die Überlebenden und errichten ihre Reiche.
Doch langsam, fast zögerlich formt sich Widerstand. Die Rächer, Menschen aber auch einige wenige Epics greifen die Despoten an, versuchen sie zu töten.
In Newcargo, dem früheren Chicago ist David das Kunststück gelungen, Steelheart zu töten. Nach wie vor aber wissen auch die Rächer nicht, woher die Epics kommen, wie es zu ihren Kräften kommt und wie man sie ausschalten oder zumindest beherrschen kann.
Die Spur führt David mit dem Prof, einem der wenigen Epics die die Rächer unterstützen nach Babilar, dem frühen New York City. Hier, in der gefluteten Oststaatenmetropole herrscht die vielleicht mächtigste Epic – und hierher hat es Firefight, die Epic verschlagen, für die David mehr als nur Sympathie hegt …
Brandon Sanderson spielt mittlerweile in die erste Liga der Phantastik Autoren in den Staaten. Seinen Adelsschlag erhielt er, als er auserwählt wurde, Robert Jordans „Wheel of If“ (Dt. Das Rad der Zeit) Zyklus zu beenden, seine eigenen Reihen erfreuen sich beiderseits des Atlantiks größter Wertschätzung.
Vorliegend legt er nach „Steelheart“ den zweiten Band einer etwas anderen Superhelden-Saga vor.
Hier vermischt er gekonnt das Bild einer zerstörten Zivilisation, einer Welt, die am Abgrund taumelt mit mächtigen, skrupellosen Wesen, die gottähnliche Kräfte ihr Eigen nennen.
Das zielt ganz eindeutig auf die Fans von den entsprechenden Vorbildern (Superhelden und Dystopien), hält aber für den Leser auch jede Menge Eigenheiten bereit.
Wie gewohnt hat Sanderson seine Welt sehr detailreich ausgebaut. Da stimmen die Details, ordnen sich in das große Ganze logisch und stimmig ein und bilden die Bühne für das, was dem Autor wichtig ist – seinen Figuren. Der junge David, ein Held, der keiner sein will, ein neugieriger Charakter, der an das Gute im Menschen glaubt dient uns hier als Identifikationsfigur. Geschickt formt der Autor ihn weiter, versetzt ihn in ein neues, frisches Umfeld, umgibt ihn mit einem anderen Team und thematisiert, wie vorherzusehen war, seine Zuneigung zu Firefight. Ohne hier zu viel spoilern zu wollen, so interessant und dramatisch die Ereignisse auch sind, eine endgültige Lösung bietet er uns in dem mehr als dramatischen Finale noch nicht an. Statt dessen reizt er die Neugier seiner Leser mit immer neuen Geheimnissen, Andeutungen und Rätseln.
So hat dieser Roman alles, was ein erfolgreiches All-Age Buch benötigt – einen jugendlichen Protagonisten, der altersgemäß agiert, dabei aber auch die Handlung kraftvoll vorantreibt, eine detailreiche Welt und einen Cliffhanger, der nicht von schlechten Eltern ist!
Brandon Sanderson: Die Rächer 02: Firefight.
Heyne, Oktober 2015.
464 Seiten, Gebundene Ausgabe, 17,99 Euro.
Diese Rezension wurde verfasst von Carsten Kuhr.