Ein witziger, leider aber nicht neuer Plot um einen nicht erwachsen werden wollenden Sohn, der es sich unter den Fittichen der Mama bequem eingerichtet hat. Auch Romane in Tagebuchform gibt es immer mal wieder, wenn sie in früherer Zeit auch sicher häufiger vorkamen. Der Münchner Autor legt hier nun eine moderne Variante vor – ein Zweier-Tagebuch sozusagen, berichten doch abwechselnd Mutter und Sohn.
Daher ist dieser Roman von Ansatz her nicht uninspiriert, in der Umsetzung hingegen hat er mich leider nicht angesprochen. Der Humor ist fad, die Witze platt und abgedroschen, das Frauenbild fragwürdig und die Handlung schon viele Male zuvor weit besser umgesetzt.
Es geht um Tommy, der mit 40 Jahren noch zu Hause bei seiner Mutter lebt, die gerade in den Anfängen einer neuen Beziehung steckt. Natürlich kann der Sohn den Lover der Mutter nicht leiden und bedient sich lausbubenhafter Streiche, um diesen zu vergraulen. Mama und Tommy leben nicht nur zusammen, sondern arbeiten auch beide in der eigenen Firma. Hier ist Tommy damit beschäftigt, unter anderem Bauernkalender zu gestalten und zu drucken. Dafür wirbt er ein mit ihren Reizen nicht geizendes Model an, welches ihm gehörig den Kopf verdreht. Währenddessen wächst und gedeiht die Beziehung zwischen seiner Mutter Michaela und dem attraktiven Arzt York. Doch nicht nur der bedroht Tommys Seelenfrieden.
Harry Kämmerer lässt kein Klischee aus, keine Plattitüde und keinen altbackenen Scherz. Neben seinen Tagebucheinträgen kommuniziert Tommy auch noch mit seinem eigenen Körper, dem er mehr Gutes tun möchte, beispielsweise durch häufigeren Sport oder gesundere Ernährung. All das erschien mir unspektakulär, wenig einfallsreich und stilistisch wenig herausfordernd.
Das Buch hat mich daher leider gar nicht erreicht.
Harry Kämmerer: Oh, Mama! Tagebuch eines Nesthockers und seiner Mutter.
Nagel & Kimche, April 2021.
240 Seiten, Gebundene Ausgabe, 20,00 Euro.
Diese Rezension wurde verfasst von Renate Müller.