Agnes Magnúsdóttir ist die letzte Frau, die auf Island zum Tode verurteilt wurde, das war im Jahr 1828. Sie hat zwei Männer erschlagen, erstochen, verbrannt. Sie war nicht alleine bei dieser Tat, aber sie ist die einzige Frau, die auf ihre Hinrichtung warten muss. Deswegen sperrt man sie nicht einfach ein, sondern sie muss die Zeit auf dem Hof eines Dienstmannes verbringen, dem Kornsáhof. Dort wird sie von der Hausherrin nicht gerade mit offenen Armen empfangen, im Folgenden wird beschrieben, wie sie sich einlebt, wie sie sich dem Pfarrer anvertraut und in Rückblicken, wie es zu der Tat kommen konnte.
Die Autorin wie die Sprecher bringen Island dem Zuhörer sehr nahe. Das dunkle Land, in dem an noch an übernatürliche Phänomene glaubt, in dem man auf einsamen Höfen hart arbeiten muss, um zu überleben. Das hat harte Menschen geschaffen, oft schweigsame Menschen und Agnes ist eine der schweigsamsten. Vera Teltz spricht ihre Gedanken, Tobias Kluckert erzählt uns das Szenario. Gemeinsam berichten sie die traurige Geschichte einer Frau, die von Anfang an nicht gewinnen konnte. Die beinahe glücklich ist auf dem Kornsáhof, die glücklich sein kann mit ihrer Arbeit. Die ersten zwei Drittel des Hörbuches lang fragt man sich, wie diese Frau zur Mörderin werden konnte. Es scheint unmöglich, dass sie in der Lage war, zu töten. Aber sie war dazu in der Lage, auch wenn es aus ihrer Sicht Gründe dafür gab. Immer tiefer führen uns die beiden Sprecher in die Seele der Agnes, bis wir sie am Ende sogar verstehen können. Oder vielmehr verstehen können, wie es zu dem Mord kommen konnte. In dem harten einsamen Land, in dem selbst die Gefühle karg zu sein scheinen.
Das Hörbuch beruht auf einer wahren Geschichte, die Autorin gibt an, nur wenig erfunden zu haben. Umso eindringlicher kommt Agnes Geschichte rüber.
Fazit: Ungewöhnliches Hörbuch zu einem ungewöhnlichen Buch, sehr gut umgesetzt.
Hannah Kent: Das Seelenhaus, gelesen von Tobias Kluckert & Vera Teltz.
Hörbuch Hamburg, September 2014.
6 CDs, 19,99 Euro.
Diese Rezension wurde verfasst von Regina Lindemann.