Wer etwas mehr über den womöglich berühmtesten deutschen Schriftsteller des 20. Jahrhunderts erfahren möchte, dem sei ein neues Sachbuch von Hanjo Kesting empfohlen: „Thomas Mann – Glanz und Qual“.
Kesting nähert sich dem „Zauberer“, wie Mann vielfach genannt wurde, über sein literarisches Werk und über seine Tagebücher. Er beleuchtet das schwierige Verhältnis Manns zu seinem Bruder Heinrich oder seinem Sohn Klaus. Er zeigt auf, wie sehr sich der Groß-Schriftsteller nach Ende des Ersten Weltkriegs gegen die aufkommende Demokratie stemmt und wie entschieden er sich andererseits später gegen Hitler positioniert.
Zeitlebens litt er unter seiner Homosexualität: „Die Hunde im Souterrain gehören angeleint.“ Auch war er von ständigen Zweifeln hinsichtlich seines Werkes geplagt, war geradezu süchtig nach wohlwollenden Kritiken. Manns durchaus unsympathische Ich-Bezogenheit ist ebenfalls Thema.
Das Buch ist nichts für Mann-Neulinge. Es steigert den Lesegenuss, wenn man sich zumindest einigermaßen mit dem Werk des Autors auskennt.
Kesting, geboren 1943, war Leiter der Hauptredaktion Kulturelles Wort beim Norddeutschen Rundfunk. Seit 2006 arbeitet er als Redakteur der Zeitschrift „Neue Gesellschaft/ Frankfurter Hefte“.
Hanjo Kesting: Thomas Mann: Glanz und Qual.
Wallstein, Januar 2023.
400 Seiten, gebundene Ausgabe, 28 Euro.
Diese Rezension wurde verfasst von Andreas Schröter.