Nachdem Felice eine Kiste mit alten Schriftstücken in die Hände geraten ist, will sie endlich die Vergangenheit bewältigen und wissen, warum Ulrichs Leben vor Jahren, als sie beide noch zusammen waren, eine so tragische Wende genommen hat.
Felice nimmt das Angebot ihrer Freundin Sue an, die sie seit zwanzig Jahren nicht mehr gesehen hat, und fliegt zu ihr nach New York, wo sie sich in Sues Wohnung einquartieren kann.
Damals, in den Siebzigern, als Felice und Ulrich ein Paar waren, war sie Studentin und er junger Professor. Zusammen verschlug es die beiden von Berlin für längere Zeit an die amerikanische Ostküste nach Boston.
Dort lebten sie eine neu gefundene Freiheit aus. Intellektuelle Freunde und Gespräche bereicherten ihren Lebensalltag.
Irgendwann begann Ulrich sich zu verändern, geriet in eine Abwärtsspirale, bis er seinem Leben schließlich ein Ende setzte.
Sehr ausführlich lässt Gabriele Weingartner immer wieder die zum jeweiligen Zeitfenster des Handlungsablaufs passenden vorherrschenden politischen Ereignisse einfließen, die sich so teilweise wie Abschnitte aus einem Geschichtsbuch lesen.
Mindestens ebenso eingehend baut sie Zitate großer Schriftsteller oder Buchtitel von Klassikern ein, die sie ihre Protagonisten verwenden lässt. So auch „die Hunde im Souterrain“. – Mit „Hunden im Souterrain“ hat Thomas Mann einst seine Sexualität, die er im Zaum halten wollte, umschrieben.
Während des Lesens kommen Ahnungen auf, welche Bedeutung die Mann’sche Umschreibung für Ulrich hatte.
Weingartner verrät nicht zuviel, während sie ihre Protagonistin Felice die Vergangenheit aufarbeiten lässt.
Gabriele Weingartner wurde 1948 in Edenkoben/Pfalz geboren. Sie ist Kulturjournalistin und Literaturkritikerin, studierte Germanistik und Geschichte in Berlin und Cambridge (Massachusetts). 2013 war sie unter den Finalisten für den Alfred-Döblin-Preis.
Gabriele Weingartner: Die Hunde im Souterrain.
Limbus Verlag, September 2014.
320 Seiten, Gebundene Ausgabe, 21,90 Euro.
Diese Rezension wurde verfasst von Annegret Glock.