M steht für München. Die Anspielung auf die Landeshauptstadt Bayerns im Titel ist kein Zufall. Gut, offensichtlich ist natürlich, dass der ehemalige Kriminalpolizei-Mitarbeiter Tabor Süden, Held bereits der Vorgängerromane, in München lebt und arbeitet. Inzwischen nicht mehr bei der Kripo, sondern bei einer Privatdetektei. An eben diese Detektei wendet sich eine Lokaljournalistin, um ihren verschwundenen Freund suchen zu lassen. Oder Lebensgefährten. Oder Zufallsbekanntschaft. Der ganze Auftrag ist von Anfang an undurchsichtig. Noch dubioser wird es, als Südens einzige Spur ausgerechnet auf einen offensichtlichen getarnten Polizisten hinweist – als Profi spürt man das einfach -, alle Behörden aber mauern.
Aber in Friedrich Anis Roman geht es gar nicht so sehr um den Kriminalfall. Es geht um Menschen, um Beziehungen, die ein Leben lang halten sollten und dann ist eines der Leben plötzlich vorbei. Es geht um Verluste und den Umgang damit. So beginnt der Roman folgerichtig auf einem Friedhof, geht in die Wohnung der Detekteiinhaberin, die ihren Sohn verloren hat, lässt einen weiteren Detektiv sprechen, für den auch der fünfte Todestag seiner Frau und so schmerzhaft wie der erste ist.
In vorsichtigen, verständnisvollen und doch eindringlichen Bildern erzählt Friedrich Ani von Lebensnarben und deren Folgen. Am Ende hat alles mit Allem zu tun und das meiste mit der Gesellschaft in der wir Leben. Denn am Ende führen alle Spuren in den rechtsradikalen Untergrund – sofern man bei den bürgerlich-integrierten Mitgliedern von Untergrund reden kann. V-Leute spielen eine Rolle und auch höchste Polizeikreise.
Fazit: intelligenter Gesellschaftskrimi.
Friedrich Ani: M: Ein Tabor Süden Roman.
Droemer, Oktober 2013.
368 Seiten, Gebundene Ausgabe, 19,99 Euro.
Diese Rezension wurde verfasst von Regina Lindemann.