Es sind einige Jahre vergangen, seit Millie die Häuser anderer Leute putzte und dabei immer wieder auf Dramen stieß. Sie hat den italienischen Gärtner inzwischen geheiratet, zwei Kinder bekommen und gerade sind die beiden so weit, dass sie in ihr erstes eigenes Haus ziehen können. Sie haben nur zwei Nachbarn – Freida McFadden hält ihre Protagonistenzahl angenehm überschaubar – aber die haben es irgendwie in sich. Die eine ist verwitwet, hält ihren kleinen Sohn wortwörtlich an der kurzen Leine und erweist sich als Helikoptermami. Die andere hat keine Kinder, will keine Kinder, mag keine Kinder und schmeißt sich an Millies Mann Enzo heran. Beide begrüßen Millie und ihre Familie oberflächlich freundlich und jede warnt Millie vor der jeweils anderen.
Freida McFadden versucht, mit Vorstadtidylle zu spielen
Freida McFadden versucht hier, mit der typischen Vorstadtidylle zu spielen, in die das Grauen eindringt. So richtig gelungen finde ich das allerdings nicht. Zwar ahnt man die das halbe Buch lang, dass irgendetwas hinter der Veränderung der Kinder, stecken muss, aber das Verhältnis von geheimnisvollen Andeutungen und Aufklärung hat für mich nicht gestimmt. Außerdem hat mich die Geheimnistuerei von Millies Mann Enzo so richtig genervt. Die beiden haben schon so viel zusammen gemacht, da kann man schon mal ehrlich zu seiner Frau sein, anstatt sie die ganze Zeit in ungewisser Angst zu lassen. Nach der Aufklärung gab es für mich auch überhaupt keinen Grund, ihr das zu verheimlichen, eher im Gegenteil, sie hätte helfen können. Außerdem ist er mit seiner Schweigsamkeit seinen Kindern ein wirklich, wirklich schlechtes Vorbild, wie wir am Ende sehen werden.
Witzig fand ich dagegen, dass Millie diesmal eine eigene Haushälterin bekommt. Und die fügt sich auch noch richtig gut in die Geschichte ein. Für mich hätte der Anteil der Frau viel größer sein können. Ich habe Millie dabei auch nicht verstanden, bei ihrer Vorgeschichte hätte sie die arme Frau nicht so einfach verdächtigen sollen. Die Auflösung kommt dann mehr oder weniger hopplahopp, wobei angenehmerweise wenigstens die Andeutungen aus dem Anfang alle aufgelöst werden. Auch erfahren wir, was mit Enzos Schwester geschehen ist, ich meine mich aber zu erinnern, dass ich diesen Teil der Geschichte nicht zum ersten Mal erfahren habe.
Unterschiedliche Perspektiven
Die Geschichte wird aus mehreren Perspektiven erzählt, was sich im Hörbuch durch verschiedene Sprecher zeigt und das macht das Hörbuch zwar nicht zum Hörspiel, sorgt aber für sehr angenehme Abwechslung. Wobei bereits im Prolog (von einem ungenannten Sprecher) schon so richtig Gruselstimmung aufkommt.
Die ersten beiden Bände haben sich ja beinahe ausschließlich um die Befreiung missbrauchter Frauen gedreht und die Schwierigkeiten, herauszufinden, wer hier eigentlich wen missbraucht. Das ist hier anders.
Insgesamt fand ich den dritten Teil der Reihe um Millie etwas schwächer als die Vorgänger, aber immer noch ein recht spannendes Hörbuch.
Freida McFadden: Sie wird dich finden
Aus dem englischen übersetzt von Astrid Graviert und Christina Hackenberg
Gesprochen von Leonie Landa, Lea von Acken, Maria Hartmann
Heyne, November 2024,
Taschenbuch, 432 Seiten, 16,00 Euro
Diese Rezension wurde verfasst von Regina Lindemann.