Etgar Keret: Tu’s nicht: Storys

In seiner neuen Kurzgeschichten-Sammlung gelingt dem israelischen Autor Etgar Keret das Kunststück, ernste und oft tieftraurige Inhalte mit sehr viel – natürlich oft schwarzem – Humor zu verknüpfen. Gutes Beispiel ist dafür bereits die erste Geschichte, die so heißt wie das gesamte Buch: „Tu‘s nicht“.

Ein Selbstmörder droht, sich vom Dach eines Hochhauses zu stürzen. Die Geschichte beschreibt, welche Schwierigkeiten der Ich-Erzähler hat, mit einem quengelnden Sohn auf dem Arm die Stufen des Hauses zu erklimmen, um den Mann von seinem Tun abzuhalten. Am Ende geht‘s nach dramatischen Minuten nur um die Süße des Eises, das die Beteiligten verspeisen, und ob der Sohn vom Schokomilchshake einer unbekannten Frau kosten darf.

Wer mehr hineininterpretieren will: Kerets Storys handeln oft von der Gemeinsamkeit von lebensentscheidender Dramatik und totaler Banalität.

Andere Storys sind herrlich skurril. Da werden Menschen im Zirkus aus Kanonen geschossen und fliegen durchs Dach, oder ein Fisch verlässt nachts sein Aquarium, um in Ruhe fernzusehen. Das alles ist überaus unterhaltsam und witzig.

„Tu‘s nicht“ wurde mit dem National Jewish Book Award ausgezeichnet.

Etgar Keret: Tu’s nicht: Storys.
Aufbau Verlag, August 2020.
233 Seiten, Gebundene Ausgabe, 20,00 Euro.

Diese Rezension wurde verfasst von Andreas Schröter.

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