Laura Fröhlich: Die Frau fürs Leben ist nicht das Mädchen für alles

In der Ratgeberecke wirkt der beschwingte Titel von Laura Fröhlichs Buch wie ein Glühwürmchen im diesigen Alltag. Er spricht vermutlich Legionen von „Frauen fürs Leben“ aus der Seele. Mir auch.

Nach näherem Hinsehen kann ich inzwischen Folgendes dazu sagen: Frau Fröhlich schildert im ersten Teil „Das Problem mit dem Mental Load“, was sie persönlich bei dem verzweifelten Versuch erlebt hat, drei Kinder, ihre Ehe, die Organisation des Haushaltes und ihren Beruf unter einen Hut zu bringen. Sie legt offen, welcher Horror es ist, dem gängigen Mutterbild in allen Facetten entsprechen zu müssen und zu wollen.

Anzumerken ist an dieser Stelle, dass die Autorin die Leser*innen direkt und sehr vertraut mit „Du“ anspricht. Nunja… wer`s mag…

„Mental Load“ meint die mentale Belastung, an alle Familienangelegenheiten, welcher Art auch immer, denken zu müssen. Frauen leisten unbezahlt einen kaum bewältigbaren Anteil an „Care“-Arbeit. Sie pflegen Kinder oder Angehörige, wissen immer, wo im Haushalt was zu finden ist, halten Kontakt zu Freunden und Verwandten, gestalten Feste (Weihnachten, Geburtstage, Ostern,…) mit allen anfallenden Vorbereitungen, versorgen die Kinder mit allem Nötigen wie der Jahreszeit angepasster Kleidung, Schuhen, Schulsachen und sind natürlich Ansprechpartner für alle Familienthemen. Mütter kochen gesund, frisch und ausgewogen, basteln, singen und spielen mit ihren Kindern, organisieren Familienurlaube, packen für alle ein, sind dabei entspannt und guter Laune und sehen umwerfend aus. Soweit der Anspruch. Genügt man dem nicht, haben viele Frauen ein schlechtes Gewissen. Sie glauben, kümmern ist weiblich und den Ehemann darf man ob seiner beruflichen Belastung nicht zu sehr mit Häuslichem überfrachten.
Laura Fröhlich ist es ebenfalls so ergangen.

„Die Folgen von Mental Load“, so der Titel des zweiten Abschnittes, sind Erschöpfung und Burn-Out, sowie kein Vorankommen im Beruf, weil Frauen nur Teilzeit arbeiten können. Daraus resultieren finanzielle Nachteile.

Welche Auswege aus dem Dilemma schlägt die Autorin also vor?
Keine fundamental neuen.
Sie rät, dem Muttermythos den Rücken zu kehren, den Perfektionismus abzulegen, mit dem Partner viel zu reden und auch die Kinder in die gesamte Haushaltsorganisation mit einzubeziehen. Mütter achten zu wenig auf eigene Bedürfnisse und brauchen gelegentlich Abstand von der Familien. „Es ist befreiend zu erkennen, dass wir nicht nur Mutter oder Partnerin sind, sondern nach wie vor eine eigenständige Persönlichkeit haben. Das stärkt unser Selbstbewusstsein, und wir spüren für einen Moment die Freiheit wieder, das zu tun, was wir im Moment tun möchten.“ (S. 135/136)
Das ist schön und gut aber viele Frauen können eben trotz aller Erkenntnis nicht tun, was sie im Moment tun möchten.

Trotzdem gibt Laura Fröhlich brauchbare Kommunikationstipps und verrät ein paar Tricks, wie ein entspanntes Familienmiteinander unter Umständen gelingen kann. Ein Beispiel: „Mach deinen Mental Load mit Haftzetteln sichtbar. Sortiert die Aufgaben in die Rubriken Fürsorge, Haushalt und Familien-Organisation.“

Gegen Ende fordert sie ein Umdenken jener Politiker, die rechtskonservativ und frauenfeindlich agieren.

Viele Frauen werden sich in Laura Fröhlichs Buch wiederkennen und es gerne lesen, weil es sprachlich spritzig ist, die Leser*innen direkt anspricht und ihre Alltagssituationen treffend benennt.

Laura Fröhlich: Die Frau fürs Leben ist nicht das Mädchen für alles: Was Eltern gewinnen, wenn sie den Mental Load teilen.
Kösel, Juni 2020.
192 Seiten, Taschenbuch, 16,00 Euro.

Diese Rezension wurde verfasst von Karina Luger.

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